Freitag, 5. Januar 2018
Woy Woy, Central Coast
Wir starten in den neuen Tag und fahren nach Woy Woy. Dort lebt Fritz, der Onkel unserer Schwägerin; den wollen wir heute besuchen. Als junger Mann ist er von seinem Arbeitgeber, der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, als Missionar nach Australien geschickt worden. Er ist also nie bewusst ausgewandert, sondern irgendwie hängengeblieben. Heute bereut er manchmal, nicht zurück nach Deutschland gegangen zu sein, genießt aber auch den wunderschönen Platz, an dem er hier lebt. Getreu dem Glauben seiner Kirche ist er Vegetarier, hat tatsächlich noch nie in seinem Leben Fleisch gegessen, nie geraucht und nie Alkohol getrunken. Bei Wikipedia lese ich, dass die Adventisten weder asketisch noch ausschweifend leben. Sie legen viel Wert auf eine gesunde Lebensführung, weil sie ihren Körper als Gefäß Gottes sehen.

Um nach Woy Woy zu gelangen, müssen wir ein paar Hürden überwinden. An der U-Bahn-Station werden wir gleich wieder weggeschickt, um uns bei Woolworth eine OPAL-Karte zu kaufen. Damit dürfen wir Metro, Zug, Bus und Fähre fahren. Leider fährt der Zug nicht durchgehend, sondern bedingt durch Bauarbeiten müssen wir für einen Teil der Strecke auf den Schienenersatzverkehr - also den Bus - ausweichen. Dadurch dauert die Fahrt nicht wie sonst eine gute Stunde, sondern etwas mehr als zwei.

Als wir ankommen, steht Fritz schon am Bahnsteig. Nach der herzlichen Begrüßung fährt er uns zu seinem Haus. Es liegt sehr idyllisch mitten im Grünen und hat sogar einen kleinen Meerblick. Aber Fritz will noch diesen Monat in eine neue Wohnung umziehen; er findet, es ist Zeit, sich das Leben einfacher zu machen. Für uns hat er sich eine Besichtigungstour überlegt. Wir beginnen mit einer strammen Wanderung durch den australischen Busch hin zu fantastischen Aussichtspunkten. Fritz ist mit seinen dreiundsiebzig Jahren unglaublich fit; wir können kaum Schritt halten.



Weiter geht es im Auto. Fritz weiß, womit er seine Gäste beeindrucken kann; diese Tour macht er nicht zum ersten Mal. Es ist verdammt schön hier!



Dann besuchen wir Eleonore. Fritz kümmert sich um die alte Dame; sie ist achtundachtzig und wie eine Mutter für ihn. Es gibt Weihnachtsstollen von Aldi. Gegenüber ist gerade eine Wohnung frei geworden, die wird Fritz beziehen. Beide erzählen abwechselnd mit großer Begeisterung vom Konzept der Wohnanlage. Auch wenn man pflegebedürftig oder dement wird, muss man nicht umziehen; hier ist für alles gesorgt. Fritz ist es wichtig, selbstbestimmt umzuziehen und er freut sich sichtlich auf den neuen sorgenfreien Lebensabschnitt.



Anschließend fahren wir noch einige wunderschöne Buchten und Strände an; Orte, an denen wir gern länger geblieben wären. Am Pearl Beach läuft uns zufällig Sandra, Fritz´ Tochter über den Weg. Sie ist Fotografin und gerade mit einer Hochzeit beschäftigt. Die Location ist ja auch traumhaft; möge die Ehe der jung Vermählten halten, was die Fotos versprechen.

So fliegt der Tag nur so dahin. Um 20 Uhr wird es dunkel und wir sitzen im Zug zurück nach Zetland, dem Stadtteil von Sydney, in dem wir gerade wohnen – voller neuer Eindrücke im Herzen und Bilder im Kopf. Danke, Fritz, für diesen schönen Tag!

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Der erste Tag in Sydney
Nur hier in Australien gibt es sie zu kaufen: Meine Lieblingsunterwäsche. 45 Minuten Fußweg und wir stehen vor dem kleinen Laden: Ich freu mich! Und weil ich für 100 Australische Dollar einkaufe, gibt es noch ein Höschen geschenkt. Ich bekomme eine große Tüte, damit auch Kitty Platz hat. Ja, wir sind jetzt stolze Eltern einer nagelneuen Hello-Kitty-Puppe! Sie lag einsam und verlassen hinter einem Maschendrahtbauzaun, am Händchen noch das Etikett. Ich konnte nicht anders, ich musste sie retten.



Quasi zu dritt wandern wir weiter durch die ruhigen Straßen Richtung Sydney Harbour, vorbei an den typisch englischen Reihenhäusern. Große Freude, als wir zwischendurch einen Aldi entdecken – ein Stück Heimat. Dann kommen wir am Hotel Hollywood vorbei. Die Türen zum Pub sind weit geöffnet. Es riecht ein bisschen muffig, aber die Musik, die auf den Gehsteig weht, gefällt mir. Wir werfen einen Blick hinein. Der Barkeeper ist gerade damit beschäftigt, die Weihnachtsdekoration abzunehmen. Ja, es sei geöffnet, sagt er auf unsere Nachfrage. Hier gibt es Aperol Spritz, darauf habe ich jetzt Lust. Wir setzen uns an den Tresen und der Barkeeper erzählt uns vom Hotel Hollywood. Seine Mutter ist die Schauspielerin Doris Goddard; ihr gehört der Laden, der als einziger hier in der Gegend nie renoviert worden ist. Das hat Stil! Die Ledersofas sind alt und verschlissen, die Wände mit Bildern aus Doris´ Glanzzeit tapeziert. Ach, ist das schön!



Plötzlich hat Arnd eine Idee. Unterwegs sind uns Plakate aufgefallen, die für das Musical „American Idiot“ werben. Hier gibt es WLAN, also bestellt Arnd kurzerhand zwei Karten – am Samstag geht´s ins Opera House! Unser Wirt druckt die Eintrittskarten für uns aus. Dann setzt sich eine junge Frau namens Gabby an den Tresen, umweht von einer Duftwolke („Angel“). Wir kommen sofort ins Gespräch und zack, sind wir Facebook-Freundinnen.

Etwas später verabschieden wir uns und spazieren weiter zum Hyde Park - London lässt grüßen. Junge Leute sonnen sich auf den Rasenflächen und am Springbrunnen macht jemand Musik. Wir besichtigen die St. Mary´s Cathedral und irgendwann stehen wir plötzlich da, wo alle hinwollen: Vor einem blitzblauen Himmel präsentieren sich Harbour Bridge und Opera House – ein prächtiger Anblick! Ein riesiges Kreuzfahrtschiff verlässt gerade den Hafen, die Lokale am Wasser sind voller Menschen, es ist warm, ein leichter Wind weht und alles fühlt sich herrlich entspannt an. Sydney gefällt mir!

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