Montag, 15. Januar 2018
The Rocks
Auf dem Weg zu unserem nächsten geschichtsträchtigen Ziel passieren wir das Museum of Contemporary Art. Straßenmusiker spielen, Menschen sitzen entspannt auf dem Rasen und genießen die Sonne. Ein erster kurzer Blick ins Kunstmuseum (Eintritt frei!) macht Appetit auf mehr; wir werden an einem der nächsten Tage wiederkommen.



Jetzt möchten wir die Führung um vierzehn Uhr im Susannah Place Museum erwischen. Inmitten von The Rocks, dem alten Arbeiter- und Hafenviertel, steht diese kleine übrig gebliebene Häuserreihe, die 1844 von irischen Einwanderern gebaut wurde. Noch bis in die 1990er Jahre wohnte hier ein Ehepaar; sie war Schneiderin, er arbeitete im Hafen, Susannah Place war ihr Zuhause. Bevor ihnen hohe Häuser vor die Nase gebaut wurden, hatten sie von hier aus einen herrlichen Blick über den ganzen Hafen. Im Zuge der Stadtentwicklung einhergehend mit dem Bau von Opera und Harbour Bridge verschwand ein altes Häuschen nach dem anderen. Engagierte Bürger sorgten aber dafür, dass zumindest ein Teil der alten Bauten erhalten blieb – so auch die ältesten Pubs der Stadt.



Susannah Place, das sind vier Reihenhäuser, zwei Zimmer unten, zwei Zimmer oben, Küche im Keller, Waschküche, Wannenbad und Plumpsklo im schmalen Hof. Alle Zimmer sind klein, die Decken niedrig, Putz blättert von den Wänden, die Einrichtung ist einfach, aber liebevoll. Nur acht Personen dürfen gleichzeitig an der Führung teilnehmen, weil es so eng ist.



Jedes Zimmer erzählt die Geschichte einer anderen Familie einer anderen Zeit. Besonders gefällt mir das Zimmer der Schneiderin. Sie hatte eine Wand grün und die Kaminumrandung knallrot gestrichen.



Nach dieser Tour wandern wir weiter im Viertel herum und entdecken eine große Ausgrabungsstätte: Die alten Grundmauern der vor hundert Jahren abgerissenen Häuser, die damals Industriebauten und Parkplätzen weichen mussten. Jetzt wurden sie wieder freigelegt und die neu errichteten Gebäude stehen auf Stelzen darüber. Interessante Lösung – so bleibt das alte erhalten und der wertvolle Baugrund wird trotzdem neu genutzt.



Jetzt ist noch Zeit für das Discovery Museum, das uns noch mehr darüber erzählt, wie ehemalige Sträflinge, Seeleute, Hafenarbeiter und Händler The Rocks zu ihrer Heimat machten. Spannend und interaktiv. Aber um siebzehn Uhr ist Feierabend und Beginn der Happy Hour.

Wir entscheiden uns für einen Spaziergang zum Munich Brauhaus, vorbei an Shops mit allerlei Andenken. Es gibt Farbenfrohes im Design der Aborigines, Gürtel und Taschen aus Krokodilleder, Flaschenöffner mit Griffen aus Känguruhoden und Rückenkratzer aus Kängurupfoten. Ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber alles mit Zertifikat, das die Herstellung gestattet.



Im Brauhaus lassen wir den Tag mit Bier, Brezeln und Blasmusik zünftig ausklingen. Man spricht deutsch, die Kellnerinnen tragen Dirndl und die Kapelle spielt: „Schatzi, schenk mir ein Foto.“

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