Mittwoch, 9. Mai 2018
Flensburg hat uns wieder
Kaum sitzen wir im Zug, habe ich schon zwei weitere Termine im Kalender. Aber es sind schöne Verabredungen und manches muss man nun mal planen. Trotzdem nehme ich mir fest vor, mir genug Freiraum zu lassen und im Zweifel meinem Gefühl zu folgen. Die 180 Tage waren nicht immer selbstbestimmt. Ereignisse in weiter Ferne haben mich um den Schlaf gebracht und eine Zeitlang ist es mir sehr schwergefallen, mich abzugrenzen und mir treu zu bleiben. Auch daraus kann man lernen.

Als wir in Flensburg ankommen, erwarten uns meine Kinder Maira und Milan und unser Freund Ulf. Die Begrüßung ist herzlich und unkompliziert. Es ist, als wären wir nur mal eben zwei Wochen auf Mallorca gewesen. Flensburg sieht schön aus; das eine oder andere Gebäude ist neu und der Frühling hat die Stadt bunt gemacht. Der Himmel ist blau, die Bäume sind grün, die Blumen blühen und die Luft ist streichelwarm. So kann ich es bestimmt eine Weile hier aushalten.

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Montag, 7. Mai 2018
Der letzte Tag in Freiheit
Wie dramatisch das klingt. Der letzte Tag in Freiheit, keine Termine, einfach tun, worauf ich spontan Lust habe, wonach mir gerade der Sinn steht. Wir machen eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff auf dem Main: hundert Minuten auf dem Wasser, fast wie in Sydney. Noch einmal das 180-Tage-Gefühl genießen bei strahlendem Sonnenschein und fast dreißig Grad, herrlich!



Dann schlendern wir durch die Stadt und essen Döner, bevor wir Richtung Hotel aufbrechen, um ein letztes Mal die Koffer zu packen. Die ersten Klienten melden sich und fragen nach Beratungsterminen. Mein Kalender füllt sich. Zuhause erwartet mich ein Riesenstapel Post, meine Bank will mich beraten, die Steuererklärung muss gemacht werden. Wir freuen uns auf Familie und Freunde, natürlich. Aber: das alles braucht Zeit, meine Zeit. Das Paradoxe: ich plane gern, ich treffe mich gern mit Leuten, ich nehme mir gern viel vor. Und ist ein Termin gemacht, halte ich mich auch daran. Aber jeder Plan verhindert Spontanität. Und zack, ist der Tag, die Woche, der Monat vorbei und ich habe nichts oder viel zu wenig von dem gemacht, was ich wirklich will. Ich bin ja eine von denen, die sich das Beste gern bis zum Schluss aufbewahrt und das fällt dann viel zu oft hinten runter. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, gelernt ist gelernt. So bleibt dann auch mal eine Flasche Champagner im Kühlschrank, bis es nichts mehr zu feiern gibt. 180 Tage lang war ich anders (naja, fast) und so will ich bleiben, politisch gar nicht korrekt: Anja first!



Und ich habe auch schon eine Idee, wie das klappen kann. Ich will mir einen Raum schaffen, ein Atelier, in dem ich kreativ sein kann. Dort bin ich, lasse meinen Ideen freien Lauf und wer mich besuchen will, kann das tun. Ganz spontan.

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Montag, 7. Mai 2018
Wir hatten eine echt geile Zeit
Die Tränen kullern mir übers Gesicht. „Wir hatten eine echt geile Zeit!“ ist die letzte Zeile der deutschen Version des Musicals American Idiot – und es ist der vorletzte Abend unserer Reise, was mich ein bisschen wehmütig werden lässt. Wir hatten echt geile 180 Tage.

Wir sind im Veranstaltungszentrum Batschkapp. Die Karten für heute hatte ich vor einer gefühlten Ewigkeit am 13. Januar in Sydney geordert, nachdem American Idiot uns im Opera House so begeistert hatte. Natürlich lässt sich die heutige Aufführung überhaupt nicht mit der in Sydney vergleichen. Bühnenbild und Kostüme sind spartanisch, die Handlung ist unvollständig und die deutsche Übersetzung größtenteils grauenhaft. Aber die Musik ist klasse, die Stimmen sind toll und das junge Ensemble ist so voller Energie, Leidenschaft und Begeisterung, dass dieser Punkrock-Abend unsere Reise richtig schön abrundet. Und jetzt stehen die Darsteller und Musiker da oben auf der Bühne und singen inbrünstig den letzten Song. Da kann man schon mal sentimental werden.



Ich denke an das Gespräch mit meiner neuen Bekannten Agni heute Nachmittag in der Hotelsauna. „Wo war es am schönsten?“, wollte sie wissen. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt, ohne dass ich eine konkrete Antwort darauf weiß. Es muss warm sein, das ist klar. Am schönsten aber ist für mich das Reisen an sich, das Unterwegssein, das immer wieder Aufbrechen zu neuen Ufern, ja, auch das Koffer ein- und wieder auspacken, das Beweglichsein, das sind immer wieder neue Eindrücke, das Lernen, das Schauen, das Riechen, Hören und Fühlen und auch die Herausforderung, sich immer wieder neu mit einem Ort und einer Unterkunft vertraut zu machen (dreiunddreißig waren es!). Dann fühle ich mich am lebendigsten. Eine Weile mag ich bleiben, aber nicht zu lange. Stillstand ist nichts für mich; das sieht man schon daran, dass ich, wenn ich länger an einem Ort bin, wenigstens meine Umgebung verändern will - am liebsten mache ich alles schön bunt. Naja, und nach der Reise ist vor der Reise. Ich will unterwegs bleiben.

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