Freitag, 4. Mai 2018
Über den Wolken
Der Tag fängt ohne Frühstück an, aber immerhin gibt es Kaffee und Müsliriegel. Dann machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Tanken, Auto abgeben, einchecken.



Wir fliegen mit Alaska Airlines; bis Seattle sind es zwei vergnügliche Stunden, die wir kaum merken, denn wir sehen den Film „Three Billboards“, ungemein fesselnd und berührend. Ich bin angesichts des kurzen Fluges überrascht über die tolle Auswahl an richtig guten aktuellen Filmen und Klassikern. Zu essen gibt es nichts, aber immerhin zu trinken.

In Seattle ist auch noch alles gut, als wir am späten Nachmittag endlich die Gelegenheit bekommen, etwas in der Lounge zu uns zu nehmen: ein Süppchen und kleine Snacks, dazu ein Glas Sekt, sehr nett. Gegen 18.00 Uhr startet unser Condor-Flug nach Frankfurt. Riesengroße Enttäuschung: die Economyklasse bietet nur zwei Filme an, „Avatar“ (kennen wir schon) und „Lego Batman“ (wollen wir nicht kennen). Ich habe ja mein Buch, aber Arnd sitzt da: Knapp zehn Stunden ohne Unterhaltung und ohne Nikotin – eine ungünstige Kombination. Hoffentlich gibt es bald Essen und dann kann mein Liebster schlafen.

Jetzt gerade ist daran aber nicht im Entferntesten zu denken, nicht einmal ungestört Musik hören oder lesen kann man, denn eine Bordansage folgt der nächsten – offenbar hat die Crew Order, so viele kostenpflichtige Leistungen wir möglich an den Mann und die Frau zu bringen. Ich überlege: sooo billig war der Flug eigentlich nicht. Die Flugbegleiter sind derweil fleißig mit ihren mobilen Kassengeräten unterwegs; vielleicht setzt sich ihr Gehalt ja aus Fixum und Provision zusammen.

„Wir kommen nun zum unterhaltsamen Teil des Fluges,“ ertönt es aus den Lautsprechern. Das Bordteam präsentiert den Katalog „Airshoppen.de“. Wir können jetzt schon Artikel bestellen, die uns beim nächsten Flug zum Sitzplatz geliefert werden. Mit Geld-zurück-Garantie, falls wir etwas davon woanders günstiger finden. Arnd und ich schauen uns an: haben wir versehentlich eine Kaffeefahrt gebucht? Der freundliche Flugbegleiter klärt uns auf: Dies ist ein Charterflug, da herrschen andere Sitten als beim Linienflug. Schließlich müsse man Geld verdienen. Na denn. Arnd guckt derweil Lego Batman, denn 8 € für einen der sogenannten Premiumfilme geben wir schon aus Prinzip nicht aus.

Jetzt erhalte ich die Anweisung, das Rollo runterzuziehen, damit die Nacht auf unserem Flug nach Osten gefühlt etwas länger dauert. Nicht mal der Sonnenaufgang ist inklusive. Ab und zu linse ich heimlich raus; der Blick auf die Eisfelder von Grönland ist fantastisch.



Als wir nach einem sehr ruhigen Flug (das muss man Condor lassen) pünktlich um 13.30 Uhr landen, habe ich nur ein ganz kleines bisschen geschlafen und Arnd gar nicht. Große Freude, als unsere Koffer ankommen – sie sind nicht wie beim letzten Mal verloren gegangen. Dann machen wir uns auf den Weg zur S-Bahn, um zum Hotel zu fahren. In Frankfurt ist es deutlich wärmer als in San Francisco. Ansonsten fühle ich mich seltsam in diesem Deutschland. Immer wieder schnappe ich Wortfetzen auf und denke, dass dummes Zeug auf englisch nur halb so schlimm ist. Exakt um 15.00 Uhr betreten wir das Foyer des Hotels und eine knappe Stunde später liegt Arnd im Bett und schläft tief und fest. Ich packe aus, erkunde das Hotel und beschließe, demnächst etwas gegen meinen Hunger zu unternehmen.

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