Sonntag, 21. Januar 2018
Alles so schön bunt hier
Der später weltberühmte Architekt Harry Seidler war fünfundzwanzig Jahre jung, als er ein Haus für seine Eltern entwarf und siebenundzwanzig, als die beiden 1950 dieses Traumhaus bezogen. Mitten in der Natur steht das Rose Seidler House, das wir uns heute ansehen. Ein Haus im Bauhaus-Stil ganz nach unserem Geschmack – quadratisch, praktisch, bunt.



Wie bei uns zuhause sind die Türen gelb, rot und blau und ein Vorhang macht den Raumteiler. Die Räume gehen ineinander über, bilden eine Fläche oder werden nach Bedarf getrennt. Dadurch wirkt das Haus größer als es ist, hell, leicht und luftig.



Damals kurz nach dem zweiten Weltkrieg erwarb die Familie mehr oder weniger unerschlossenes Buschland mit Platz für drei Häuser auf großzügigen Grundstücken. Das erste ist Museum, eines wird gerade renoviert, eines ist bewohnt. Ursprünglich war ein gemeinsamer Pool als Mittelpunkt geplant; diese Idee wurde aber verworfen. Heutiger Eigentümer des gesamten Areals ist Harry Seidlers Neffe.



Wir lassen uns wie immer viel Zeit und sehen uns alles ganz genau an. Dabei entdeckt Arnd Details, die sich auch in seinem Elternhaus (Baujahr 1972) wiederfinden: die indirekte Beleuchtung hinter den Vorhangschienen, Natursteinmauern als interessanter Kontrast zum modernen Baustil, große Fensterfronten und die Küchendurchreiche. Harry Seidler war seiner Zeit weit voraus; erst zwanzig Jahre später erreichten sie den Normalverbraucher.



Wir wandern durch die Straßen der Vorstadt Wahroonga zurück zur Bushaltestelle, vorbei an gepflegten Vorgärten und langweiligen Häusern. Kein Mensch ist zu sehen an diesem heißen Sonntagnachmittag, nicht auf den Terrassen, nicht in den Gärten. Gespenstisch.

Unser Bus bringt uns zur Metrostation Turramurra; von dort fahren wir nach Redfern zu den Carriageworks.



Hier erwartet uns ein fantastisches Farbenmeer: Der Beitrag der deutschen Künstlerin Katharina Grosse zum diesjährigen Sydney Festival. Sie hat riesige bunt besprühte Stoffbahnen in eine ehemalige Fabrikhalle gehängt. Wo bis 1988 Eisenbahnwaggons gebaut und gewartet wurden, ist nämlich heute Raum für Kunst und Kultur.



Wir sind mittendrin in diesem bunten begehbarem Kunstwerk. Es heißt „The horse trotted another couple of meters, then it stopped.“ Will heißen: Manchmal willst du nur schnell etwas erledigen und plötzlich hältst du inne, guckst dich um und denkst: „Was mache ich hier eigentlich?“

... link (0 Kommentare)   ... comment