Montag, 7. Mai 2018
Wir hatten eine echt geile Zeit
Die Tränen kullern mir übers Gesicht. „Wir hatten eine echt geile Zeit!“ ist die letzte Zeile der deutschen Version des Musicals American Idiot – und es ist der vorletzte Abend unserer Reise, was mich ein bisschen wehmütig werden lässt. Wir hatten echt geile 180 Tage.

Wir sind im Veranstaltungszentrum Batschkapp. Die Karten für heute hatte ich vor einer gefühlten Ewigkeit am 13. Januar in Sydney geordert, nachdem American Idiot uns im Opera House so begeistert hatte. Natürlich lässt sich die heutige Aufführung überhaupt nicht mit der in Sydney vergleichen. Bühnenbild und Kostüme sind spartanisch, die Handlung ist unvollständig und die deutsche Übersetzung größtenteils grauenhaft. Aber die Musik ist klasse, die Stimmen sind toll und das junge Ensemble ist so voller Energie, Leidenschaft und Begeisterung, dass dieser Punkrock-Abend unsere Reise richtig schön abrundet. Und jetzt stehen die Darsteller und Musiker da oben auf der Bühne und singen inbrünstig den letzten Song. Da kann man schon mal sentimental werden.



Ich denke an das Gespräch mit meiner neuen Bekannten Agni heute Nachmittag in der Hotelsauna. „Wo war es am schönsten?“, wollte sie wissen. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt, ohne dass ich eine konkrete Antwort darauf weiß. Es muss warm sein, das ist klar. Am schönsten aber ist für mich das Reisen an sich, das Unterwegssein, das immer wieder Aufbrechen zu neuen Ufern, ja, auch das Koffer ein- und wieder auspacken, das Beweglichsein, das sind immer wieder neue Eindrücke, das Lernen, das Schauen, das Riechen, Hören und Fühlen und auch die Herausforderung, sich immer wieder neu mit einem Ort und einer Unterkunft vertraut zu machen (dreiunddreißig waren es!). Dann fühle ich mich am lebendigsten. Eine Weile mag ich bleiben, aber nicht zu lange. Stillstand ist nichts für mich; das sieht man schon daran, dass ich, wenn ich länger an einem Ort bin, wenigstens meine Umgebung verändern will - am liebsten mache ich alles schön bunt. Naja, und nach der Reise ist vor der Reise. Ich will unterwegs bleiben.

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