Donnerstag, 1. Februar 2018
Eigentlich ist alles Kunst
Ich kann Arnd nicht genug loben für seine Geduld mit mir. Heute steht die Art Gallery New South Wales auf dem Programm; die muss ich einfach auch noch sehen.



Wir beginnen mit den Klassikern (oder um es mit Arnds Worten zu sagen: den alten Schinken). Wie immer genieße ich es, durch die großen Räume zu gehen und mir von Bildern Geschichten erzählen zu lassen.



Dann legen wir eine Pause ein. Im Café stärken wir uns mit leckerem Strawberry-Cheesecake; das gibt Kraft für die zweite Etappe, die moderne Kunst. Ich staune einmal mehr darüber, was so alles Kunst ist. Manches gibt mir Rätsel auf, zum Beispiel der von einem Besenstiel durchbohrte gelb bemalte Pappkarton. Aber das ist ja das Schöne: Kunst darf Rätsel aufgeben, es ist sogar eine ihrer Aufgaben.



Arnd ist derweil bei Bob Law angelangt, der sich offenbar ausgiebig mit schwarzen Flächen beschäftigt hat. Schwarz ist nicht gleich schwarz. Das hier ausgestellte Werk „Blue black indigo black“ aus dem Jahr 1977 darf nicht verwechselt werden mit dem Bild „Black blue violet blue“ (1967, Tate Gallery London) oder „Black black blue violet“ (1974, Stedelijk Museum Amsterdam). Jedes Werk „offers a different experience of blackness“. Bob Law hat es tatsächlich geschafft, drei komplett schwarze Leinwände in drei verschiedenen renommierten Galerien unterzubringen. Respekt!

Mel Ramsden setzt noch einen drauf. Auch er hat eine Leinwand schwarz angemalt und nennt sein Werk „Secret Painting“. Das Motiv ist unsichtbar und bleibt für immer ein Geheimnis, liegt also quasi im Dunkeln. Interessant.



Ich entdecke zwei Bilder von Katharina Grosse (von ihr stammt die Installation in den Carriageworks), betrachte sehr unterschiedliche von Studenten gemachte Bilder und Skulpturen zu schwierigen Themen (Krankheit, Umwelt, Migration…) und wandere durch riesige Installationen aus Tüchern und verfremdeten Alltagsgegenständen, bis wir wieder einmal als letzte aus dem Museum gefegt werden.



Dann bummeln wir durch die City. Ein paar junge Leute mit Anonymus-Masken tragen Bildschirme vor sich her. Wer will, kann sich darauf grausame Bilder aus der Fleischverarbeitung ansehen und von nun an vegan leben. Außerdem buhlen viele Straßenkünstler um die Aufmerksamkeit der spazierenden Massen, genauso wie die schicken Läden in der Einkaufsstraße. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, fällt mir auf: aus diesen Zutaten könnte man ein großartiges gesellschaftskritisches Gesamtkunstwerk zaubern.

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