Mittwoch, 17. Januar 2018
Elizabeth Farm und eine Russin im Selfiewahn
Strahlend blauer Himmel, leichter Wind und ich bin in Ausflugslaune. Wir fahren nach Rosehill, eine Strecke von etwa zwanzig Kilometern mit der Metro. Dort liegt Elizabeth Farm, ein ehemals sehr großes Anwesen mit vierzig Hektar Land.



Der erste europäische Siedler John Macarthur wanderte 1790 mit Frau und Kind nach Australien aus. Die Seereise dauerte ein halbes Jahr; das zweite Kind der Familie starb kurz nach der Geburt während der Überfahrt. John, ehrgeizig und cholerisch, ließ von Sträflingen ein kleines Haus auf dem ihm zugeteilten Land an der Quelle des Paramotta-Flusses bauen und wurde ein äußerst erfolgreicher Schafzüchter und Wollproduzent. Seine Frau Elizabeth bekam derweil acht weitere Kinder und sorgte für einen kontinuierlichen Weitergang der Geschäfte, wenn ihr Mann ab und zu nach England beordert wurde, um sich für den einen oder anderen emotionalen Ausbruch zu verantworten. Die Bedeutung der Frau wurde damals wie heute total unterschätzt - ohne uns geht nichts!



Elizabeth Farm ist ein Museum zum Anfassen. Alle Einrichtungsgegenstände sind Repliken, man darf sie berühren und ausprobieren. Bis 1830 wurde das Haus erheblich vergrößert und mit zwei sonnigen Terrassen versehen.



Es gibt einen geschützten Innenhof und im Garten steht ein uralter Olivenbaum; es wachsen Bananenpflanzen, Bambus, Palmen, Kakteen und Weinreben. Warme Farben, viel terrakottafarbener Sandstein – ein Ambiente wie irgendwo am Mittelmeer. Das ist ein Haus zum Leben, es gefällt uns sehr.



Auf dem Rückweg zur Bahnstation entdecke ich ein Hinweisschild zur Fähre. Wir entscheiden uns spontan für einen neuen Plan und nehmen den Seeweg. Das lohnt sich: Die Fahrt über den Paramotta-Fluss zum Circular Quay ist ein Genuss bei diesem Traumwetter. Zur Unterhaltung trägt ungewollt eine junge Russin bei. Sie trägt ein sehr knappes weißes Kleid mit tiefem Ausschnitt und präsentiert sich während der Fahrt mehr als eine Stunde lang ununterbrochen ihrem Handy. Sie schießt ein Selfie nach dem anderen, mit Schmollmund, laszivem Blick und immer wieder freigelegten Pobacken ob des zu kurzen Kleides.



Die übrigen zwanzig Minuten telefoniert sie lautstark (leider auf russisch, ich verstehe nichts außer „da“). Sie hat keinen Blick für die anderen Passagiere, die sich köstlich über ihre Darbietung amüsieren, der man sich einfach nicht entziehen kann. Manchmal denkst du, das gibt es nur im Fernsehen. Denkste.

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