Samstag, 23. Dezember 2017
I´m dreaming of a white christmas – och, nö
Ich sitze bei Kerzenschein in unserem Apartment am Tisch, trinke Rotwein und höre Weihnachtsmusik. Gerade haben wir Spaghetti gegessen und vorher mit zuhause telefoniert, via FaceTime. Auch dort keine weiße Weihnacht, sondern 8 Grad. Wir haben durchgehend um die 30 Grad und ich vermisse das nasskalte Wetter kein bisschen.

Mit dem Vermissen ist das sowieso so eine Sache. Ich glaube, wir sind tatsächlich aus den Augen, aus dem Sinn. Unsere Liebsten lesen mein Geschreibsel – wenn überhaupt – nur sporadisch und mit starker Zeitverzögerung. Wie sonst erklären sich Fragen wie: „Wo seid ihr eigentlich gerade?“ Aber wer will es euch verdenken, ihr habt euer eigenes Leben.

Ich schreibe trotzdem jeden Tag; es ist schließlich unser Reisetagebuch. Deutschland ist im Weihnachtswahn, wir haben uns erfolgreich ausgeklinkt. Tatsächlich wissen wir noch nicht einmal, was wir morgen machen. Gleichzeitig genieße ich diese merkwürdige Stimmung, die mich immer überkommt, wenn ich Weihnachtsmusik an exotischen Orten höre. Ich war neunundzwanzig, als es mir zum ersten Mal so ging. Damals verbrachte ich das Winterhalbjahr auf Fuerteventura und mein Vater ließ mir das Flensburger Tageblatt schicken, damit ich mein Zuhause nicht vergesse.

Hier in Puteri Harbour fühle ich mich gerade ein bisschen wie zwischengeparkt. Wir haben viel Zeit und Ruhe, ich lese und höre Bücher, wir machen Sport und braten in der Sonne. Außerdem verbessere ich meine Billardtechnik – heute habe ich jedes Spiel gewonnen. In ruhigen Momenten beschleicht mich die Frage nach dem Sinn des Lebens, die ich noch immer nicht beantworten kann. Wenn der Sinn des Lebens aber das Leben an sich ist, dann sind wir gut dabei.

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