Montag, 18. Dezember 2017
Königlich
Schon cool, den ganzen Pool (geschätzt siebzig Meter lang) für sich ganz allein zu haben. Und den Fitnessraum, die Trainingsgeräte auf der Dachterrasse und den Billardtisch… Wir genießen, dass wir alle Annehmlichkeiten so exklusiv genießen können.

Am Pool habe ich die freie Auswahl; nicht eine Liege ist besetzt. Das liegt natürlich daran, dass diese Wohnanlage noch nicht ganz fertig ist und kaum Apartments bewohnt sind. Sicher wird das in Zukunft anders, aber jetzt sind wir die Bewohner der ersten Stunde und das macht richtig Spaß. Wenn man außerhalb der Saison Urlaub macht, ist das Gefühl ähnlich. Alles für mich, ich bin eine Königin!

Heute geben wir uns ganz diesem Genuss hin. Dann wandern wir zum Hafen, setzen uns in eines der Restaurants und genießen weiter: Das Essen, die Getränke, die Musik, die laue Luft. In einer Woche ist Weihnachten, man glaubt es kaum. Bei uns gibt es das dritte Jahr in Folge…nichts. Nur uns. Wie schön!

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Außen hui, innen pfui
Ausflug nach Malakka (malaiisch Melaka), ungefähr zweihundert Kilometer nördlich von hier. Ein Ort, in dem schon vor vielen hundert Jahren Handel getrieben wurde. Ich bin neugierig: Werde ich hier mehr über die malaysische Seele erfahren?

Wir parken das Auto und gehen an einer langen Schlange anderer Autos vorbei zum Stadtzentrum. Melaka ist Weltkulturerbe. Es ist laut und lebhaft. Grellbunte Fahrradrikschas mit Hello-Kitty- und Minions-Dekoration warten auf Touristen; jede Rikscha ist mit einem Verstärker ausgestattet, die Musik ist ohrenbetäubend. Melaka ist übrigens seit 2011 rauchfrei und niemand schert sich darum.



Wir betreten das Stadthuys, früher Sitz des holländischen Gouverneurs und schauen uns das Stadtgeschichtsmuseum an. Bis 1511 wurde Melaka von Sultanen regiert, dann kamen die Portugiesen, die 1641 von den Holländern abgelöst wurden, die wiederum 1824 das Staffelholz an die Briten abgeben mussten. 1942 bis Kriegsende 1945 übernahmen die Japaner, dann wiederum die Briten, die Malaysia 1957 in die Unabhängigkeit entließen. Für die Jahreszahlen übernehme ich keine Gewähr; Fakt ist jedenfalls, dass Malaysia eine sehr wechselhafte Geschichte hat und sich immer wieder neuen Regierungen unterwerfen musste. Die Kolonialherren brachten Chinesen und Inder her, um Zinn abzubauen und in den Plantagen zu arbeiten. So wurde die Bevölkerung immer vielfältiger. Heute sind die Malaien die in vielen Bereichen bevorzugte Bevölkerungsgruppe, die aber auch besonders reguliert wird, keine Religionsfreiheit hat und zum Teil der Scharia-Gerichtsbarkeit unterliegt.



Wir steigen die Treppen zum St. Paul´s Hill hinauf. Dort steht eine verfallene Kirche ohne Dach, die später Teil der Befestigungsanlage der Stadt wurde. Viele uralte Grabplatten lehnen an den Wänden - beliebte Fotomotive. Wir wandern wieder zurück zum Platz vor dem Stadthuys. Sehr touristisch ist es hier. Überall Verkaufsstände mit kitschigen Andenken, Pferdekutschen und die lärmenden Rikschas. Aus einem Lautsprecher erklingt dazu noch eine grelle weibliche Stimme: Karaoke quer über den Platz.

Auf engstem Raum trifft Stadtgeschichte auf Touristenramsch und Verfall. Im Islam-Museum findet gerade eine Körperweltenausstellung statt, auf den ungepflegten Sarkophagen des historischen holländischen Friedhofs sitzen Andenkenverkäufer, Mopeds parken auf Gräbern. Die Fassaden der geschichtsträchtigen Gebäude sind rot getüncht, die Wege dahinter sind schäbig, die Hinterhäuser verfallen. Außen hui, innen pfui. Ein bisschen erinnert mich das an die Edelleute der Barockzeit: Perücken und Parfum statt Seife.

Auf der langen Autofahrt nach Hause habe ich Zeit zum Nachdenken. Malaysia lässt sich von mir nicht in die Seele gucken. Die Menschen wirken nicht pragmatisch auf mich wie die Vietnamesen, sondern eher opportunistisch. Vielleicht, weil sie sich über die Jahrhunderte immer wieder an andere Herrscher anpassen mussten? Mein Eindruck ist auch, dass sie ihre Schätze nicht pflegen – weder die neuen, noch die alten. An vielen Stellen vermisse ich die Wertschätzung für die schönen Dinge; hier noch mehr, als anderswo.

Als uns auf der Autobahn rechts und links in rasender Geschwindigkeit die Mopeds überholen, wache ich aus meinen trüben Gedanken auf. Schließlich muss jeder nach seiner Fasson glücklich werden und es ist nicht meine Sache, ein Urteil abzugeben. Am Ende ist ohnehin alles vergänglich. Ich bin dann nur noch froh, dass die Mopedfahrer und wir heil nach Hause kommen und die Vergänglichkeit noch etwas auf sich warten lässt.

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