Sonntag, 8. April 2018
Hearst Castle
Von San Luis Obispo zum Hearst Castle (gefühlt mitten im Teletubbieland) brauchen wir auf dem Highway One (immer schön an der Pazifikküste entlang) eine knappe Stunde. Ich habe die Abendführung im Visier, da ist vorher noch Zeit für Arnds lange fälligen Friseurbesuch.



Dann ergattern wir die letzten beiden Eintrittskarten und besteigen den Bus, der uns mit den anderen Besuchern die Privatstraße hinauf zum Schloss bringt. Nicht nur die Aussicht ist atemberaubend, der lange Weg über die engen Serpentinen ist es auch. Schließlich sind wir da: Willkommen im Märchen.



William Randolph Hearst will sich schon als kleiner Junge eine Kirche kaufen und das Inventar aller Museen der Welt am liebsten gleich dazu. Als einziger Sohn eines Multimillionärs und selbst erfolgreicher Medienmogul erfüllt er sich seinen Traum. Von 1919 bis zu seinem Tod 1947 arbeiten Hearst und die Architektin Julia Morgan an dem luxuriösen Ensemble aus Casa Grande, Casa del Mar, Casa del Sol, Casa del Monte, Neptune Pool (draußen), Roman Pool (drinnen), Tennisplätzen, Kino und Zoo. Hearst und seine Geliebte, die Schauspielerin Marion Davis, verbringen hier viele Jahre und machen das Schloss zum Treffpunkt der High Society. Die Lage ist wunderschön, aber mir ist die Inneneinrichtung zu dunkel, zu golden und zu überladen. Weniger wäre mehr, finde ich.



Fertig wird die Anlage nie; Hearst hat immer wieder neue Pläne. Nach seinem Tod übergibt die Familie das Schloss mitsamt seinen Kunstschätzen an den Staat mit der Auflage, nichts zu verändern. Hearst Castle ist ein unvollendetes Projekt, dessen Schöpfer mitten im Prozess gegangen ist (das passiert ja auch so manchem mitten im Leben – noch gar nicht fertig gelebt und schon tot). Ich bewundere wieder einmal die Konsequenz, mit der jemand seinen Traum lebt, sei er auch noch so verrückt. Ich beschließe, mir daran ein Beispiel zu nehmen, bevor es zu spät ist.

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