Dienstag, 10. April 2018
SLO by bike
Jetzt fahren wir schon zwei Monate durch die USA, immer mit unseren Fahrrädern am Auto und heute ist das erste Mal Gelegenheit, die Fahrräder auch zu benutzen. Wieder strahlt die Sonne vom blauen Himmel und es ist herrlich warm. San Luis Obispo ist eine Fahrrad- und Studentenstadt, nicht zu groß (etwa fünfzigtausend Einwohner), ein bisschen hügelig und jetzt im Frühling in voller Blüte.

Die ersten paar hundert Meter schieben wir, denn Arnds Rad braucht Luft. Auf dem Unigelände gibt es eine Fahrradwerkstatt. Der Campus gefällt uns: Modern, ruhig, viel Grün. Da fragen wir doch mal, was es braucht, damit ein junger Mensch aus Deutschland hier studieren kann und erfahren, dass die California Polytechnic State University (kurz Cal Poly) enorm angesehen ist und nur zehn Prozent der inländischen Bewerber einen Platz bekommen. Für internationale (Austausch-) Studenten liegt die Aufnahmequote bei dreißig Prozent. Wir lassen uns das Prozedere erklären und treffen anschließend auf dem Flur den deutschen Studenten Pascal aus Köln, der gerade seine erste Woche hinter sich hat und sich freut, hier zu sein. Geduldig, offen und sehr sympathisch beantwortet er all unsere neugierigen Fragen. Vielleicht wäre die Cal Poly auch irgendwann etwas für meine Kinder? Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, wiederzukommen und länger hier zu bleiben.



Wir radeln zum historischen Stadtkern, besuchen das kleine Kunstmuseum und das genauso übersichtliche Geschichtsmuseum gegenüber und sind uns einig: Diese Stadt hat was. Sicher spielt das Wetter eine große Rolle, aber allein die Möglichkeit, mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können, ohne Leib und Leben zu riskieren, spricht für sich. Es gibt kaum Geschossbau, in den Gärten der gepflegten Häuser blühen Blumen, viele kleine Geschäfte und das Kino sind in historischen Gebäuden untergebracht.



Als wir verschwitzt und durstig zu Hause ankommen, begegnen wir unserer Gastgeberin Linda zum ersten Mal. Sie wohnt in einer der beiden kleinen Einliegerwohnungen, wenn sie nicht gerade wie wir die Welt bereist. Fast zwei Stunden unterhalten wir uns mit ihr und können nicht glauben, dass sie bald ihren siebzigsten Geburtstag feiert – sie wirkt so jung! Gerade erst war sie in der Antarktis und auf Kuba, sie kennt Europa, Israel, die Palästinenser, Ägypten, Neuseeland. Sie und ihre Kinder haben Deutschland besucht und als die Mauer fiel, saß sie mit ihren beiden Kindern vorm Fernseher und alle drei haben vor Freude geweint. Sowas passiert, wenn man reist - plötzlich sind wir verbunden mit Dingen, die ganz weit weg passieren.

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