Freitag, 16. März 2018
San Diego erkunden
Die Sonne lacht vom Himmel und wir fahren wieder die wunderschöne zerklüftete Küste von La Jolla entlang. Viele traumhafte Blicke später erreichen wir Ocean Beach, die Heimat der (Alt-)Hippies von San Diego. Wir wandern die sechshundert Meter lange Pier hinaus aufs Meer; Wind und Wellen erinnern an Spaziergänge an der Nordsee.



Tüchtig durchgepustet setzen wir die Fahrt fort und finden uns plötzlich inmitten eines riesigen Soldatenfriedhofs wieder. Der Fort Rosecrans National Cemetery liegt auf einer Halbinsel, links der Pazifik, rechts die San Diego Bay. Die Lage ist atemberaubend und der Blick auch: Weiße Grabsteine, so weit das Auge reicht, mehr als hunderttausend Gräber. Ich lese die Inschriften: Auf der einen Seite des Steins der Name des Mannes, auf der anderen der Name der Frau, nur bezeichnet als „his wife“. Die Frau reduziert auf ihre Rolle als Ehefrau - da schlägt mein feministisches Herz gleich ein paar Takte schneller.



Dann erreichen wir Downtown San Diego. Es ist der dritte Donnerstag im Monat, das heißt, ab 17 Uhr ist im Museum of Contemporary Art der Eintritt frei. Es ist gut besucht; viele Jugendliche und ihre Eltern drängen sich in einem der beiden Gebäude. Kein Wunder: Die jungen Leute sind die Aussteller; die Ausstellung ist ein Schulprojekt. School shootings, Rassismus, Sexismus („MeToo“), finanzielle Sorgen, die potentielle Mauer zwischen Mexiko und den USA – die Themen der Kunstwerke sind identisch mit den Themen der Medien. Komisch, für mich waren damals die erste Liebe und mein Aussehen viel wichtiger als das, was in der Zeitung stand.

Eine andere Ausstellung zeigt zusammenhanglos und wenig inspirierend Bilder, die versteigert werden sollen. Dann stoße ich auf etwas, das mir gefällt: eine Reihe von Chindogus (japanisch: seltsames Gerät); das sind lustige Erfindungen, scheinbar sinnvoll, aber nicht alltagstauglich, die das Denken in eine andere Richtung lenken. Da ist zum Beispiel der Wedgie Remover, eine beinlange Gummikordel, die am Fuß und im Schritt der Hose befestigt wird. Mit einem kurzen Ziehen am Band ist eine unbequem in der Poritze eingeklemmte Unterhose im Nu wieder frei.



Oder der Gefühlshelm: ein Reif, den man sich auf den Kopf setzt und an dem ein kleiner Vorhang befestigt ist, den man sich wie einen Schleier vors Gesicht fallen lassen kann, wenn man zum Beispiel in der Mittagspause im Café ungestört weinen möchte. Sehr lustige Ideen!



Als wir wieder auf die Straße treten, geht gerade die Sonne unter und es wird merklich kühler. Mit dem Kopf voller Bilder machen wir uns auf den Heimweg.

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