Mittwoch, 28. Februar 2018
Wolfgang
Wolfgang lebt seit fünfundzwanzig Jahren in den USA; sein Deutsch ist amerikanisch eingefärbt. Mit ihm im Haus wohnt sein neunzehnjähriger Sohn Andrew; Stieftochter Amanda hat auch noch ein Zimmer, ist aber meist bei ihrem Freund. Wir erleben also einen reinen Männerhaushalt, wenn man von der dreibeinigen Hündin Mellow absieht.

Arnd und ich kennen Wolfgang aus der Schule; Arnd war gut mit ihm befreundet, ich hatte nicht so viel mit ihm zu tun. Vor zwei Jahren haben wir Wolfgang schon einmal hier besucht. Er ist eine Seele von Mensch; die Unterhaltung mit ihm macht mir Spaß, er hat einen wunderbaren Humor. Wir verbringen den Nachmittag auf dem Hundeplatz, damit Mellow sich austoben kann. Sie ist unglaublich schnell auf ihren drei Beinen - so schnell, dass man nicht einmal sieht, dass ein Bein fehlt. Wolfgang hatte sie kurz nach ihrem Unfall im Tierheim gefunden und kurzerhand adoptiert.



Später machen wir einen kleinen Ausflug erst zum Laden von Wolfgangs illustrer Exfreundin Beth, die von Dessous bis Dildos alles für Lust und Liebe verkauft, eine eigene Radioshow hat und Autorin des Buches „Love and Laughter“ ist und dann zur Billardhalle, wo wir drei schöne Runden spielen.



Jetzt sitze ich am Küchentresen und lasse mich von drei Männern bekochen. Es gibt Steaks, Mais und Mash Potatoes – so soll es sein! Nach dem sehr leckeren Essen machen wir uns eilig auf den Weg, um Wolfgangs aktuelle Freundin Kim in Katy, einem Vorort von Houston, zu treffen. Die Bar ist rustikal und mit Spielgeräten und Billardtischen ausgestattet. Das Bier ist günstig, es darf geraucht werden und auf der Bühne läuft lautstark eine Karaokeshow, was die Unterhaltung deutlich erschwert. Kim ist eine herzliche Frau und Wolfgang offenbar sehr zugetan. Überhaupt kann er sich nicht über mangelndes Interesse der Damenwelt beklagen; er scheint ein begehrter Junggeselle zu sein.



Auf dem Rückweg zeigt Wolfgang uns noch einige seiner Lieblingsplätze. Das Künstlerviertel Houston Heights mit den hübschen kleinen Häusern im viktorianischen Stil und einigen netten Gaststätten könnte mir gefallen. Hier kann man sich auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen - immer wieder etwas Besonderes in Städten wie Houston, die für den Autoverkehr gemacht zu sein scheinen.

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