Freitag, 23. Februar 2018
New Orleans
Silvia, unser Guide auf der St. Joseph Plantage, hat uns einen Besuch des Hermann-Grima Hauses im French Quarter von New Orleans empfohlen, insbesondere, wenn ihre Kollegin Diane die Führung macht. Von unserem Wohnort Kenner aus brauchen wir fünfundvierzig Minuten. Schon auf unseren Touren zu den Plantagen ist uns aufgefallen, wie schmutzig, schäbig, verwahrlost und hässlich hier so vieles ist: die Gegenden, durch die wir fahren, die Häuser, die Fabriken. Die Plantagen im Grünen lassen uns dann immer wieder durchatmen.

Aber in den Straßen des French Quarters stinkt es; offenbar gibt es Probleme mit der Kanalisation und der Müllabfuhr. Auch hier: viel Dreck, kaputte Häuser, verwahrloste Menschen. Für achtzehn Dollar parken wir das Auto, dann machen wir uns auf den Weg zum Hermann-Grima Haus. Diane ist nicht da; also führt uns eine junge Dame herum, die sich selbst als „History Nerd“ bezeichnet. Das Haus ist groß, feudal und muffig, genau wie das Gallier Haus, das wir anschließend besichtigen.



Wir bekommen eine Ahnung davon, wie es war, im 19. Jahrhundert als Kaufmann, Makler, Architekt oder Richter in der Stadt zu leben – im Winter ganz okay, im Sommer zu heiß und zu schwül. Wer es sich leisten konnte, verbrachte den Sommer außerhalb der Stadt, um dem Gestank, der Hitze, dem Dreck und den Krankheiten zu entgehen.



Wir wandern durch das French Quarter. Mitten auf der Straße spielt eine Jazzband, wir begegnen Künstlern und Bettlern, „Poets for Hire“ bieten Gedichte an, eine Frau im Vogelkostüm tanzt über die Straße, eine andere legt Karten. Viel zu große Autos quälen sich durch die engen Straßen, Pferdekutschen und Fahrradrikschas fahren Touristen herum.



Die Häuser mit ihren schönen Balkonen tragen noch den Mardi-Gras-Schmuck. Es ist, als läge so kurz nach dem Karneval eine Art Katerstimmung über allem. Und überall dieser Renovierungsstau. Für mich riecht das French Quarter nach Verwesung - dazu passt das große Angebot an Geistertouren, Totenschädeln und Voodookram. Unbeschwerte Fröhlichkeit geht anders. Ich ahnte es ja schon: New Orleans und ich werden keine Freunde.

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