Dienstag, 28. November 2017
Mit dem Bus nach Kambodscha
Der Grenzer starrt in meinen Pass und verlangt nach dem Visum. Ich reiche ihm den Ausdruck meines E-Visas für Kambodscha. Lange passiert…nichts. Er ist ganz versunken in die Betrachtung meines Reisepasses und zeigt keinerlei Reaktion. Nach einer gefühlten Ewigkeit frage ich ihn, ob etwas falsch sei. „Visa!“, sagt er. Ich deute auf das Papier. „No, Vietnam!“, sagt er. Man braucht das Visum nämlich nicht nur für die Einreise nach Vietnam, sondern auch für die Ausreise. Verdammt, das hatte ich doch gelesen und deshalb extra zwei Ausdrucke vom Vietnamvisum gemacht! Blöd nur, dass die im Bus sind und der Bus schon in Kambodscha. Wir mussten für die Grenzkontrolle aussteigen. Was nun? Man erlaubt mir entgegen aller Vorschriften, einmal kurz aus Vietnam rauszuhüpfen, zum Bus zu laufen und wieder nach Vietnam zurückzukehren. Geschafft! Ich erlöse Arnd und kurz darauf sitzen wir wieder in unserem semi-komfortablen Reisebus, den wir heute morgen um 6.45 Uhr in Saigon bestiegen haben. Jetzt ist es ungefähr 10 Uhr und wir haben noch einige Stunden vor uns, bis wir in Siem Reap ankommen. Insgesamt soll die Fahrt mindestens zwölf Stunden dauern.

Unser Bus hat augenscheinlich schon viel Erfahrung mit Langstrecken, das heißt, er ist ziemlich in die Jahre gekommen. Das versprochene WLAN fehlt, dafür hat er hübsche Gardinen und eine Klimaanlage, die so leidlich funktioniert. Mehr Sorgen macht uns das Getriebe. Wäre das Getriebe ein Pferd, würde man den Tierschutz informieren. Naja, Hauptsache, die Hupe geht.



Gegen Mittag erreichen wir Phnom Penh, müssen den Bus samt Gepäck verlassen (weiß der Himmel, warum) und auf dem Busbahnhof eineinhalb Stunden warten, bis wir samt Gepäck wieder einsteigen dürfen. Inzwischen tut mir der Po weh und die Füße werden dick, aber ich denke, das ist es wert. Wir nähern uns Siem Reap nämlich langsam und lernen so das Land schon mal ein bisschen kennen. Jeder Haushalt, der etwas auf sich hält, nennt hier mindestens eine (sehr magere) Kuh, eine Hängematte und einen Ahnenschrein sein eigen. Diese Schreine sind prachtvoll gestaltet, meist golden (es gibt sie auch in türkis, pink und – mein Favorit – in apfelgrün) und stehen vor jedem Haus. Wie die Postboxen in den USA und Vogelhäuschen bei uns. Nur dass hier die Ahnen darin wohnen. Volleyball scheint in Kambodscha deutlich populärer als Fußball zu sein (das gefällt Arnd) und das beste deutsche Bier überhaupt heißt Ganzberg. Jedenfalls hat Ganzberg sehr fleißige Außendienstmitarbeiter, ganz Kambodscha ist plakatiert.



Wir fahren über Land, die Welt ist tropisch grün und leider auch wieder recht vermüllt, besonders am Straßenrand. An diesen süßlichen Geruch konnte ich mich schon in Saigon nicht gewöhnen. Moderne Müllverbrennungsanlagen mit gleichzeitiger Energiegewinnung wären toll. Von Mülltrennung ist man hier wohl noch Jahrzehnte entfernt. Müllvermeidung wäre auch eine Idee.

Allmählich wird es dunkel; es ist 17.30 Uhr. Stelzenhäuser, Blechhütten, Baustellen, Werkstätten, Tankstellen, Lädchen, Buddhas, Schreine, Palmen, Reisfelder, Boote auf Flussläufen, spielende Kinder, Menschen, Tuk-Tuks, Mopeds, Autos, Tiere und Tempel ziehen an mir vorbei. Die Straße ist gut, der Bus hupt, Arnd schläft, es riecht nach Diesel und gleich geht die Sonne unter.

Endlich gegen 20 Uhr kommen wir an und gleich nimmt uns ein Tuk-Tuk-Fahrer gefangen. Ein netter Junge namens Sahid: „It´s three Dollars to your hotel and then you might offer me a job.“ Er ruft unsere Vermieterin an und bringt uns heim. Wir verabreden uns für übermorgen. Es macht richtig Spaß, mit ihm durch die Nacht zu sausen. Sein pinkfarbener Helm leuchtet lustig und wir sind froh, hier zu sein. Unser Apartment ist okay, wenn auch rustikaler als unsere Luxus-Unterkunft in Saigon. Dafür haben wir zwei Schlafzimmer und zwei Bäder zur Auswahl für den Fall, dass wir uns mal streiten.

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