Sonntag, 6. Mai 2018
Frankfurt, Goethe und Fußball
Auch Frankfurt hat ein besonderes historisches Haus: Goethes Elternhaus! Arnd rollt mit den Augen; sein Vorschlag, das Goethe-Haus zu besichtigen, war vielleicht doch nicht ganz ernst gemeint, aber natürlich will ich da hin. Die Führung ist gut besucht – ohnehin sind in Frankfurt genauso viele Touristen unterwegs wie überall sonst, wo wir waren. Besonders Korea ist wieder stark vertreten; ihre Gruppen erkennt man schon von weitem am hochgehaltenen Fähnchen des Guides.

Johann Wolfgang von Goethe ist ein Künstler, wie er im Buche steht. Schon als Kind beginnt er zu schreiben, zu schauspielern, zu musizieren und zu zeichnen. Der Vater sieht ihn zwar als Jurist, aber den Job macht Johann Wolfgang nur vorübergehend.



Mir gefällt besonders das Dichterzimmer im Elternhaus – hier wohnt der junge Goethe und schreibt seine ersten Werke, so auch „Die Leiden des jungen Werther“. Ich sehe ihn vor mir, wie er sich am Stehpult den eigenen Liebeskummer von der Seele schreibt. Die Wände in seinem Zimmer sind grün gestrichen, das beruhigt und entspannt.



Goethes sind sehr wohlhabend, das sieht man dem Haus an. Einzig störend sind die extrem knarrenden Bodendielen; wir müssen schon genau hinhören, um die Worte der Museumsmitarbeiterin zu verstehen.

Nach zwei Stunden (kurzweilig für mich, ein bisschen länger für Arnd) stehen wir wieder draußen in der Sonne. Es ist ein herrlich warmer Sommertag und die Stadt ist voller Menschen. Ich glaube, in Frankfurt gibt es nur drei Sorten Häuser: historische, hässliche und Banken. Aber solange die Sonne scheint, leuchten sie alle.

Heute spielt der HSV gegen Frankfurt und wir treffen Fans beider Lager. Alle freuen sich auf das Spiel und sind gut gelaunt. Noch.



Als wir am Abend ins Hotel zurückkehren, entdecken wir einen einsamen HSV-Fan, der trübe vor sich hin schaut. Ich schätze mal, der HSV hat nicht gewonnen. Die Sportschau bestätigt die Vermutung – Frankfurt hat mit 3:0 gesiegt; damit ist der HSV so gut wie abgestiegen. Überall auf der Welt weiß man: Deutschland, das ist Fußball. Kaum sind wir wieder hier, bestätigt sich das Klischee. Aber für guten Sport ist man ja gern berühmt.

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Freitag, 4. Mai 2018
Über den Wolken
Der Tag fängt ohne Frühstück an, aber immerhin gibt es Kaffee und Müsliriegel. Dann machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Tanken, Auto abgeben, einchecken.



Wir fliegen mit Alaska Airlines; bis Seattle sind es zwei vergnügliche Stunden, die wir kaum merken, denn wir sehen den Film „Three Billboards“, ungemein fesselnd und berührend. Ich bin angesichts des kurzen Fluges überrascht über die tolle Auswahl an richtig guten aktuellen Filmen und Klassikern. Zu essen gibt es nichts, aber immerhin zu trinken.

In Seattle ist auch noch alles gut, als wir am späten Nachmittag endlich die Gelegenheit bekommen, etwas in der Lounge zu uns zu nehmen: ein Süppchen und kleine Snacks, dazu ein Glas Sekt, sehr nett. Gegen 18.00 Uhr startet unser Condor-Flug nach Frankfurt. Riesengroße Enttäuschung: die Economyklasse bietet nur zwei Filme an, „Avatar“ (kennen wir schon) und „Lego Batman“ (wollen wir nicht kennen). Ich habe ja mein Buch, aber Arnd sitzt da: Knapp zehn Stunden ohne Unterhaltung und ohne Nikotin – eine ungünstige Kombination. Hoffentlich gibt es bald Essen und dann kann mein Liebster schlafen.

Jetzt gerade ist daran aber nicht im Entferntesten zu denken, nicht einmal ungestört Musik hören oder lesen kann man, denn eine Bordansage folgt der nächsten – offenbar hat die Crew Order, so viele kostenpflichtige Leistungen wir möglich an den Mann und die Frau zu bringen. Ich überlege: sooo billig war der Flug eigentlich nicht. Die Flugbegleiter sind derweil fleißig mit ihren mobilen Kassengeräten unterwegs; vielleicht setzt sich ihr Gehalt ja aus Fixum und Provision zusammen.

„Wir kommen nun zum unterhaltsamen Teil des Fluges,“ ertönt es aus den Lautsprechern. Das Bordteam präsentiert den Katalog „Airshoppen.de“. Wir können jetzt schon Artikel bestellen, die uns beim nächsten Flug zum Sitzplatz geliefert werden. Mit Geld-zurück-Garantie, falls wir etwas davon woanders günstiger finden. Arnd und ich schauen uns an: haben wir versehentlich eine Kaffeefahrt gebucht? Der freundliche Flugbegleiter klärt uns auf: Dies ist ein Charterflug, da herrschen andere Sitten als beim Linienflug. Schließlich müsse man Geld verdienen. Na denn. Arnd guckt derweil Lego Batman, denn 8 € für einen der sogenannten Premiumfilme geben wir schon aus Prinzip nicht aus.

Jetzt erhalte ich die Anweisung, das Rollo runterzuziehen, damit die Nacht auf unserem Flug nach Osten gefühlt etwas länger dauert. Nicht mal der Sonnenaufgang ist inklusive. Ab und zu linse ich heimlich raus; der Blick auf die Eisfelder von Grönland ist fantastisch.



Als wir nach einem sehr ruhigen Flug (das muss man Condor lassen) pünktlich um 13.30 Uhr landen, habe ich nur ein ganz kleines bisschen geschlafen und Arnd gar nicht. Große Freude, als unsere Koffer ankommen – sie sind nicht wie beim letzten Mal verloren gegangen. Dann machen wir uns auf den Weg zur S-Bahn, um zum Hotel zu fahren. In Frankfurt ist es deutlich wärmer als in San Francisco. Ansonsten fühle ich mich seltsam in diesem Deutschland. Immer wieder schnappe ich Wortfetzen auf und denke, dass dummes Zeug auf englisch nur halb so schlimm ist. Exakt um 15.00 Uhr betreten wir das Foyer des Hotels und eine knappe Stunde später liegt Arnd im Bett und schläft tief und fest. Ich packe aus, erkunde das Hotel und beschließe, demnächst etwas gegen meinen Hunger zu unternehmen.

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Donnerstag, 3. Mai 2018
Roadtrip, letzter Teil
Wir beladen das Auto und fahren nach Hollister. Das Wetter ist herrlich und die Strecke wunderschön. Wir sehen Weinreben, Erdbeeren, Salat, Kohl, Raps und was der fleißige kalifornische Farmer noch so alles anbaut. Die Landschaft ist saftig grün und überall blühen Blumen. Ach, wie gern lasse ich die Welt so an mir vorbeiziehen.



In Hollister holen wir uns einen Mietwagen, dann geben wir den Ford in Marks Hände; er lagert ihn für uns ein, bis wir irgendwann wiederkommen, um unsere Reise fortzusetzen. Ein bisschen wehmütig bin ich schon und male noch schnell ein Herz an die staubige Fensterscheibe. Mit dem Mietwagen (um einiges größer und nobler als bestellt und bezahlt – die Kleinwagen waren aus) fahren wir zur Post, um das Nummernschild vom Ford an die Zulassungsstelle zurückzuschicken. Damit ist das Auto vorerst abgemeldet.



Weiter geht’s an der Pazifikküste entlang Richtung Flughafen. Wir werden in Daly City bei Laura und Keith übernachten, nur wenige Minuten vom Flughafen San Francisco entfernt. Je weiter wir nach Norden kommen, desto kühler wird es. Da entdecken wir oben auf den Klippen einen bunt bemalten Bunker, den wir uns unbedingt ansehen wollen. Wir sind am Teufelsrutsch, einem Abschnitt des Highway One, der heute nur noch für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist. Autos fahren durch einen Tunnel daneben.



Arnd parkt den Wagen und wir kraxeln die Klippe hinauf. Der Ausblick ist fantastisch – und wenn der Wind nicht wär, wär’s warm. Ich bin ganz verliebt in den bunten Bunker; trotzdem zieht es uns zurück ins warme Auto und wir fahren zügig zu unserer letzten Unterkunft in den Staaten. Komisches Gefühl.

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