... newer stories
Dienstag, 12. Dezember 2017
Der letzte Tag in Kuala Lumpur
anjaontour, 15:36h
Ich kämpfe mit mir – tanzen oder nicht tanzen? Mein Bewegungsdrang ist stärker, ich gehe auf die Bühne. Wir sind im MATIC (Malaysia Tourism Centre) und haben gerade eine tolle Tanzshow gesehen (gratis!). Zum Abschluss dürfen die Zuschauer mittanzen, das macht Spaß! Arnd hätte man in Handschellen auf die Bühne bringen müssen, ich mache freiwillig mit. Herrlich!

Wir haben viele traditionelle Tänze gesehen mit Einflüssen aus China, Indien, Portugal, Brunei und Thailand. Der portugiesisch angehauchte Tanz ist besonders schmissig und erinnert entfernt an Schuhplattler. Mir fällt auf, dass alle Kostüme zwar farbenprächtigen Kopfschmuck haben, aber nicht eine Tracht bekopftucht ist. Das bringt mich auf den Gedanken, mal eben zu googeln, seit wann der Islam eigentlich so dominant ist in Malaysia.Wikipedia sagt, dass die muslimischen Malaien bis weit in die 1970er Jahr als liberal galten. Erst dann setzte eine Islamisierungswelle ein und entsprechend streng sind die Gesetze heute. Wird man hier als Malaie geboren, ist man automatisch Muslim und darf auch keinen Andersgläubigen heiraten. 70 % der Frauen dieser Gruppe tragen Kopftuch und Homosexualität ist strafbar. Interessant. Nicht mein Ding.
Nach Musik folgt jetzt Kunst. Ebenfalls kostenlos ist der Besuch der Petronas Art Gallery. Dazu müssen wir wieder in das riesige KLCC-Einkaufszentrum und werden mit beeindruckenden Installationen belohnt. Die Künstler setzen sich kritisch mit Themen wie Nationalismus, Medien, Gerechtigkeit und der Rolle der Frau im Islam auseinander. Besonders letzteres tröstet mich.
Eines will ich hier in Kuala Lumpur noch sehen und das ist Little India. Wir nehmen wieder die Bahn und werden schwer enttäuscht. Little India ist ein ziemlich heruntergekommener Stadtteil und wir sehen zu, dass wir schnell wieder zum hochmodernen KL Sentral zurückkommen, von wo aus wir nach Hause fahren. Ein letztes Mal kehren wir in unserem Bierlokal ein; dann verabschieden wir uns.
Kuala Lumpur ist in weiten Teilen eine saubere und fortschrittliche Stadt – jedenfalls, was die Infrastruktur und die Gebäude angeht. Wir haben viel erlebt und tolle Sachen gesehen. Aber das Stadtbild ist eben auch geprägt von allzu vielen Frauen mit Kopftuch. Ich empfinde diese Verhüllung als Unterdrückung und habe Schwierigkeiten damit. Sehr gefallen hat mir unser Besuch in Chinatown, die heutige Tanzdarbietung, das 3-D-Museum, die Batu Caves, die Petronas Towers und der Königspalast. Morgen reisen wir ab, auf zu neuen Ufern.

Wir haben viele traditionelle Tänze gesehen mit Einflüssen aus China, Indien, Portugal, Brunei und Thailand. Der portugiesisch angehauchte Tanz ist besonders schmissig und erinnert entfernt an Schuhplattler. Mir fällt auf, dass alle Kostüme zwar farbenprächtigen Kopfschmuck haben, aber nicht eine Tracht bekopftucht ist. Das bringt mich auf den Gedanken, mal eben zu googeln, seit wann der Islam eigentlich so dominant ist in Malaysia.Wikipedia sagt, dass die muslimischen Malaien bis weit in die 1970er Jahr als liberal galten. Erst dann setzte eine Islamisierungswelle ein und entsprechend streng sind die Gesetze heute. Wird man hier als Malaie geboren, ist man automatisch Muslim und darf auch keinen Andersgläubigen heiraten. 70 % der Frauen dieser Gruppe tragen Kopftuch und Homosexualität ist strafbar. Interessant. Nicht mein Ding.
Nach Musik folgt jetzt Kunst. Ebenfalls kostenlos ist der Besuch der Petronas Art Gallery. Dazu müssen wir wieder in das riesige KLCC-Einkaufszentrum und werden mit beeindruckenden Installationen belohnt. Die Künstler setzen sich kritisch mit Themen wie Nationalismus, Medien, Gerechtigkeit und der Rolle der Frau im Islam auseinander. Besonders letzteres tröstet mich.
Eines will ich hier in Kuala Lumpur noch sehen und das ist Little India. Wir nehmen wieder die Bahn und werden schwer enttäuscht. Little India ist ein ziemlich heruntergekommener Stadtteil und wir sehen zu, dass wir schnell wieder zum hochmodernen KL Sentral zurückkommen, von wo aus wir nach Hause fahren. Ein letztes Mal kehren wir in unserem Bierlokal ein; dann verabschieden wir uns.
Kuala Lumpur ist in weiten Teilen eine saubere und fortschrittliche Stadt – jedenfalls, was die Infrastruktur und die Gebäude angeht. Wir haben viel erlebt und tolle Sachen gesehen. Aber das Stadtbild ist eben auch geprägt von allzu vielen Frauen mit Kopftuch. Ich empfinde diese Verhüllung als Unterdrückung und habe Schwierigkeiten damit. Sehr gefallen hat mir unser Besuch in Chinatown, die heutige Tanzdarbietung, das 3-D-Museum, die Batu Caves, die Petronas Towers und der Königspalast. Morgen reisen wir ab, auf zu neuen Ufern.
... link (1 Kommentar) ... comment
Montag, 11. Dezember 2017
Könige und Chinesen
anjaontour, 14:48h
Wir sind zu Besuch bei Königs und natürlich ziehen wir die Schuhe aus. Zum Glück bin ich angemessen gekleidet; Knie und Schultern sind ausreichend bedeckt. So dürfen wir also barfuß eintreten in die Gemächer der königlichen Familie und fühlen uns gleich wie zuhause. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man mit nackten Füßen herumläuft oder mit Schuhen.

Wir besichtigen das Royal Museum, das Muzium Diraja. Von 1957 bis 2011 war dieser Palast die offizielle Residenz des königlichen Paares. Der König wird hier für fünf Jahre gewählt, spielt meist Golf und singt auch gern mal Karaoke. Ich kann verstehen, dass Königs umgezogen sind; hier gibt es bestimmt kein gutes WLAN und die Fernseher sind von vorgestern. Die Bäder würde ich auch umgestalten. Die Residenz ist vergleichbar mit dem Präsidentenpalast in Saigon; große Räume, alte Möbel, ein Haus mit dem Charme der Sechziger. Es macht mir großen Spaß, durch die Zimmer und Säle zu wandern und mir den Alltag der königlichen Hoheiten vorzustellen.
Und was machen wir jetzt? Wir setzen uns und nehmen den Stadtplan zur Hand. Chinatown klingt gut. Eine Station mit der Magnetschwebebahn (mit der wir auch hergekommen sind) und schon sind wir nahe der berühmten Petaling Street. Auf dem Weg passieren wir ein Bauwerk, das aussieht wie ein chinesischer Tempel (einmal Ente süß-sauer, bitte), aber ein Clan-Haus ist. Vor fünftausend Jahren hat ein Chinese den Clan begründet und hier sind alle Ahnen versammelt. Einer der Ur-Ur-Ur-Ur-….Enkel hat große Lust, mir die ganze Geschichte zu erzählen. Was wir in Deutschland mittels mühsamer Ahnenforschung ermitteln, schreibt der Chinese schon immer in ein großes Buch. Für ihn ist es wichtig, seine Wurzeln zu kennen. Irgendwas macht der Chinese wohl richtig; vor der Tür steht unter anderem ein nagelneuer Mercedes S-400h, Kostenpunkt ungefähr 125.000 Euro.

In der Betaling Street erfahren wir, warum der Chinese möglicherweise so wohlhabend ist. Hier gibt es alles zu kaufen, was nach Markenware aussieht und auf gar keinen Fall echt ist. Aber wir haben keine Gelegenheit, uns zum Kauf verführen zu lassen. Hunger und Durst treiben uns einem Promoter in die Arme. Er verteilt Flyer der Reggae Bar und immer wenn das Stichwort „Happy Hour“ fällt, werden wir bekanntermaßen schwach. Das Restaurant ist klasse; bei Pizza und Cocktails unterhalten wir uns erst mit einer Mutter und ihrer Tochter aus England und dann mit einem jungen Amerikaner aus Atlanta. Es ist so spannend, die Geschichten der anderen zu hören. So wartet der junge Mann auf Bescheid aus Russland (!), ob er dort eine Stelle als Lehrer antreten kann. Die junge Frau aus England nimmt sich ein Jahr Auszeit, um durch die Welt zu reisen und ihre Mutter begleitet sie einen Monat lang. Alle drei wollen wie wir noch nach Australien.
Nachdem wir genug gehört, geredet, gegessen und getrunken haben, geht es hinaus in den Regen. Pudelnass erreichen wir die Bahn (in der es wie immer eiskalt ist) und schließlich unser Zuhause. Jetzt noch ein Stückchen Lindt-Schokolade und dann gute Nacht.

Wir besichtigen das Royal Museum, das Muzium Diraja. Von 1957 bis 2011 war dieser Palast die offizielle Residenz des königlichen Paares. Der König wird hier für fünf Jahre gewählt, spielt meist Golf und singt auch gern mal Karaoke. Ich kann verstehen, dass Königs umgezogen sind; hier gibt es bestimmt kein gutes WLAN und die Fernseher sind von vorgestern. Die Bäder würde ich auch umgestalten. Die Residenz ist vergleichbar mit dem Präsidentenpalast in Saigon; große Räume, alte Möbel, ein Haus mit dem Charme der Sechziger. Es macht mir großen Spaß, durch die Zimmer und Säle zu wandern und mir den Alltag der königlichen Hoheiten vorzustellen.
Und was machen wir jetzt? Wir setzen uns und nehmen den Stadtplan zur Hand. Chinatown klingt gut. Eine Station mit der Magnetschwebebahn (mit der wir auch hergekommen sind) und schon sind wir nahe der berühmten Petaling Street. Auf dem Weg passieren wir ein Bauwerk, das aussieht wie ein chinesischer Tempel (einmal Ente süß-sauer, bitte), aber ein Clan-Haus ist. Vor fünftausend Jahren hat ein Chinese den Clan begründet und hier sind alle Ahnen versammelt. Einer der Ur-Ur-Ur-Ur-….Enkel hat große Lust, mir die ganze Geschichte zu erzählen. Was wir in Deutschland mittels mühsamer Ahnenforschung ermitteln, schreibt der Chinese schon immer in ein großes Buch. Für ihn ist es wichtig, seine Wurzeln zu kennen. Irgendwas macht der Chinese wohl richtig; vor der Tür steht unter anderem ein nagelneuer Mercedes S-400h, Kostenpunkt ungefähr 125.000 Euro.

In der Betaling Street erfahren wir, warum der Chinese möglicherweise so wohlhabend ist. Hier gibt es alles zu kaufen, was nach Markenware aussieht und auf gar keinen Fall echt ist. Aber wir haben keine Gelegenheit, uns zum Kauf verführen zu lassen. Hunger und Durst treiben uns einem Promoter in die Arme. Er verteilt Flyer der Reggae Bar und immer wenn das Stichwort „Happy Hour“ fällt, werden wir bekanntermaßen schwach. Das Restaurant ist klasse; bei Pizza und Cocktails unterhalten wir uns erst mit einer Mutter und ihrer Tochter aus England und dann mit einem jungen Amerikaner aus Atlanta. Es ist so spannend, die Geschichten der anderen zu hören. So wartet der junge Mann auf Bescheid aus Russland (!), ob er dort eine Stelle als Lehrer antreten kann. Die junge Frau aus England nimmt sich ein Jahr Auszeit, um durch die Welt zu reisen und ihre Mutter begleitet sie einen Monat lang. Alle drei wollen wie wir noch nach Australien.
Nachdem wir genug gehört, geredet, gegessen und getrunken haben, geht es hinaus in den Regen. Pudelnass erreichen wir die Bahn (in der es wie immer eiskalt ist) und schließlich unser Zuhause. Jetzt noch ein Stückchen Lindt-Schokolade und dann gute Nacht.
... link (0 Kommentare) ... comment
Sonntag, 10. Dezember 2017
All das mag ich
anjaontour, 14:57h
Kann ja sein, dass ich verwöhnt bin, aber ich finde es einfach eklig, wenn es aus dem Duschabfluss stinkt. Zum ersten Mal probiere ich den Rooftop-Pool in unserer Unterkunft aus und leider stelle ich fest: Es gibt einen ordentlichen Renovierungsstau. Auch das versprochene Dampfbad (natürlich streng nach Geschlechtern getrennt) ist out of order. Der Pool ist trotzdem schön, aber kaum bin ich drin, beginnt es zu gewittern und ich muss wieder raus – der Poolbeauftragte macht hektische Bewegungen. Na gut, wir haben sowieso einen Termin mit den Petronas Towers.
Frisch geduscht nehme ich Arnd an die Hand (oder er mich) und wir fahren inzwischen total routiniert mit der Metro ins Zentrum der Stadt. KLCC hat uns wieder. In den Petronas Towers ist viel los. Bevor wir den Fahrstuhl betreten dürfen, werden wir und unsere Taschen wie am Flughafen durchleuchtet. Neben uns wartet eine Reisegruppe von „Mein Schiff“ und lässt uns an ihren Erlebnissen teilhaben. Schön, mal wieder deutsch zu hören.
Zuerst fahren wir hoch zur Skybridge im 41. Stockwerk, 170 Meter über der Erde. Wow! Dann geht es weiter in den 86. Stock, nochmal 200 Meter höher. Das ist ein Blick wie aus dem Flugzeug und einmal mehr wird klar, wie klein wir Menschen von oben betrachtet sind. Umso größer sind hier die Gebäude und die Baustellen. In Kuala Lumpur will man`s wirklich wissen! Höher, schneller, weiter…

Nach 45 Minuten stehen wir wieder auf der Straße. Und dann nochmal in der riesigen Mall. Es ist Sonntag und alle sind im vorweihnachtlichen Kaufrausch. Irgendwann will ich nur noch raus. Die Erkenntnis des Tages: Es kommt nicht auf die Größe an. Die Flensburger Galerie hat auch was – vor allem findet man den Ausgang!
In unserem neuen Lieblingslokal – fast schon zu Hause – lassen wir den Abend ausklingen und ich überlege, was es eigentlich ausmacht, damit mir ein Ort gefällt. Ich mag es, wenn es beginnt, vertraut zu werden. Ich finde es schön, wenn mich Leute erkennen. Ich genieße es, wenn Dinge funktionieren (ich finde es zum Beispiel doof, dass wir keine Steckdose im Badezimmer haben). Ich mag es, wenn es gut riecht. Ich kann nicht sagen, dass ich große oder kleine Städte besser finde. Auch große Städte sind aus kleinen Plätzen zusammengesetzt, die man sich vertraut macht. Ich mag es, wenn ich das Gefühl habe, dass die Menschen sorgsam miteinander und mit der Welt, in der sie leben, umgehen. Dazu gehört auch, dass sie ihren Müll richtig entsorgen und nichts kaputt machen. Ganz wichtig ist mir, dass die Luft mir nicht weh tut. Ich mag es warm, am liebsten sehr warm. Ich reise ja tatsächlich bis ans andere Ende der Welt, um der Kälte zu entkommen. Ich mag es, mich mit anderen Menschen durch ein Lächeln zu verbinden. Ich mag Geschichte, Bücher, Kultur, Musik… All das mag ich…und ganz doll dich, der du das liest!
Frisch geduscht nehme ich Arnd an die Hand (oder er mich) und wir fahren inzwischen total routiniert mit der Metro ins Zentrum der Stadt. KLCC hat uns wieder. In den Petronas Towers ist viel los. Bevor wir den Fahrstuhl betreten dürfen, werden wir und unsere Taschen wie am Flughafen durchleuchtet. Neben uns wartet eine Reisegruppe von „Mein Schiff“ und lässt uns an ihren Erlebnissen teilhaben. Schön, mal wieder deutsch zu hören.
Zuerst fahren wir hoch zur Skybridge im 41. Stockwerk, 170 Meter über der Erde. Wow! Dann geht es weiter in den 86. Stock, nochmal 200 Meter höher. Das ist ein Blick wie aus dem Flugzeug und einmal mehr wird klar, wie klein wir Menschen von oben betrachtet sind. Umso größer sind hier die Gebäude und die Baustellen. In Kuala Lumpur will man`s wirklich wissen! Höher, schneller, weiter…

Nach 45 Minuten stehen wir wieder auf der Straße. Und dann nochmal in der riesigen Mall. Es ist Sonntag und alle sind im vorweihnachtlichen Kaufrausch. Irgendwann will ich nur noch raus. Die Erkenntnis des Tages: Es kommt nicht auf die Größe an. Die Flensburger Galerie hat auch was – vor allem findet man den Ausgang!
In unserem neuen Lieblingslokal – fast schon zu Hause – lassen wir den Abend ausklingen und ich überlege, was es eigentlich ausmacht, damit mir ein Ort gefällt. Ich mag es, wenn es beginnt, vertraut zu werden. Ich finde es schön, wenn mich Leute erkennen. Ich genieße es, wenn Dinge funktionieren (ich finde es zum Beispiel doof, dass wir keine Steckdose im Badezimmer haben). Ich mag es, wenn es gut riecht. Ich kann nicht sagen, dass ich große oder kleine Städte besser finde. Auch große Städte sind aus kleinen Plätzen zusammengesetzt, die man sich vertraut macht. Ich mag es, wenn ich das Gefühl habe, dass die Menschen sorgsam miteinander und mit der Welt, in der sie leben, umgehen. Dazu gehört auch, dass sie ihren Müll richtig entsorgen und nichts kaputt machen. Ganz wichtig ist mir, dass die Luft mir nicht weh tut. Ich mag es warm, am liebsten sehr warm. Ich reise ja tatsächlich bis ans andere Ende der Welt, um der Kälte zu entkommen. Ich mag es, mich mit anderen Menschen durch ein Lächeln zu verbinden. Ich mag Geschichte, Bücher, Kultur, Musik… All das mag ich…und ganz doll dich, der du das liest!
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories