Dienstag, 5. Dezember 2017
Der letzte Tag in Siem Reap
Frustriert schalte ich den iPad aus. Die Suche nach einer Unterkunft in Australien macht keinen Spaß. Arnd möchte dort die Nationalen Meisterschaften segeln und die finden ausgerechnet in der ersten Januarwoche statt, offenbar Hauptreisezeit in Gold Coast, Queensland. Die Preise sind exorbitant und das Angebot an Apartments und Hotelzimmern ist wegen der Feiertage schon sehr ausgedünnt.

Wir verschieben alle Entscheidungen auf morgen und machen uns auf den Weg zu einem letzten Bummel durch Siem Reap. Leider streikt wohl die Müllabfuhr; jedenfalls türmt sich der Müll an den Straßen. Egal, Nase zu und durch.

Zum letzten Mal besuchen wir unser Lieblingsrestaurant, den Khmer Grill. Ein Cocktail lindert den Abschiedsschmerz und dann lasse ich noch einmal die Fische an meinen Füßen knabbern. Ihr werdet mir fehlen, seufz!

Dann gehen wir, schließlich wollen wir heute noch packen. Morgen fliegen wir nach Kuala Lumpur; mal sehen, was uns dort erwartet. Siem Reap ist auf jeden Fall ein Ort zum Wiederkommen. Wir haben die Zeit hier sehr genossen; es gab so viel zu sehen und wir haben sehr nette Menschen getroffen. See you!

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Montag, 4. Dezember 2017
Gutes aus Nordkorea und Arnd on stage
Ich sitze am Küchentisch, von hinten bläst mich der Ventilator an, ich bin satt, müde und zufrieden. Wieder geht ein schöner Tag zu Ende.

Aber der Reihe nach: Sahid holt uns um 11 Uhr ab und ich habe einen Plan. Wir fahren zum Panoramamuseum; es liegt direkt neben dem Ticketschalter von Angkor. In der DDR war nicht alles schlecht und aus Nordkorea kommen tolle Baumeister und Künstler. Sie restaurieren hier (soweit wir wissen) keinen Tempel, sondern haben das Große und Ganze im Blick. In diesem Museum können wir das bewundern.

Ganz oft, wenn ich ein altes Bauwerk betrachte, stelle ich mir vor, dass ich nur die Augen schließen muss und wenn ich sie wieder öffne, sehe ich die Szenerie so vor mir, wie sie vor hunderten von Jahren aussah. Ja, und genau das passiert hier.

Wir betreten den angenehm kühlen Eingangsbereich des Panoramamuseums und eine zierliche junge Dame führt uns herum. Sie erzählt uns einiges über die Angkortempel, zeigt uns viele Bilder und ein Miniaturmodell von ganz Angkor und begleitet uns dann zum Highlight. Wir stehen in der Mitte – gleichsam oben auf einem Tempel - und rund um uns herum sehen wir auf einem fantastischen 360-Grad-Panoramagemälde die Welt, wie sie in Angkor vor achthundert Jahren aussah. Da ist das Schlachtgetümmel, da sind die Bauarbeiten an Angkor Wat, da ist das tägliche Leben im Dorf. Ich kann mich kaum satt sehen. Im Vordergrund ist die Szenerie mit Steinen und Pflanzen aufgebaut und nahtlos schließt sich das Gemälde an, das bis zum Horizont reicht. Es wirkt so lebensecht, hat so viel Tiefe, ich bin begeistert.



Aber es kommt noch besser: Im Kinosaal nebenan läuft ein Film, der die Arbeiten an Angkor Wat zeigt. Ich sehe Männer, die muskelbepackt (sehr sexy!) und schweißtriefend Steine bewegen, Elefanten, die Baumaterial ziehen, Künstler, die völlig im Flow Figuren und Reliefs fertigen. Gemeinsam arbeiten sie in tiefem Glauben an einem Riesenprojekt, für das sie im Zweifel auch sterben. Den Überlieferungen kann man entnehmen, dass sie ihren König Jayarvarman VII. verehrten und davon überzeugt waren, etwas Gutes und Großes für die Götter (und ihr Karma) zu schaffen. Ich glaube, es ist ein großes Glück, gemeinsam an einem Herzensprojekt zu arbeiten, sich körperlich zu verausgaben und am Abend zu wissen, was man getan hat und das zu feiern. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Menschen glücklich waren. Sie hatten den Sinn des Lebens für sich gefunden, ohne ihn zu suchen. Jedenfalls ist das ein schöner Gedanke.

Ich bin noch ganz erfüllt von all den Bildern, als wir uns erneut von Sahid kutschieren lassen. Es geht zum Cambodian Cultural Village – Disneyland auf kambodschanisch ohne Fahrgeschäfte, dafür aber mit umso mehr kleinen Theaterstücken und traditionellen Darbietungen. Wir dürfen unter anderem einer nachgestellten Hochzeitszeremonie beiwohnen und Arnd wird prompt auf die Bühne gebeten. Er darf den Vater des Bräutigams spielen, dem Brautpaar Bänder um die Hände legen, Weihwasser verspritzen, Blütenblätter werfen und zum Schluss sogar tanzen. Wer Arnd kennt, weiß, wie sehr er so etwas mag – nämlich eigentlich gar nicht. Aber er macht gute Miene, das Publikum ist begeistert und ich auch. Was für ein Spaß!



Ach ja, und dann müssen wir unbedingt wieder zum Khmer Grill. Inzwischen kennt man uns dort schon und Arnd bekommt gleich ein Bier spendiert. Wir sind noch nicht einmal eine Woche hier und die Leute hier sind uns schon so ans Herz gewachsen. Siem Reap gefällt uns richtig gut - immer noch und immer mehr.

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Der erste Advent
Zeit für´s Museum. Heute besuchen wir das Angkor National Museum, um unsere Tempeltouren theoretisch zu untermauern. Es fasziniert mich, dass ein Herrscher aus der Zeit um 1200 namens Jayavarman VII hier bis heute verehrt wird. Ich muss an Ho Chi Minh denken. Man sagt, Jayavarman VII liebte sein Land und sein Volk und er baute viele Tempel, Kranken- und Rasthäuser. Das Reich der Khmer war zu keiner Zeit so groß und mächtig und von ihm ist sinngemäß die Aussage überliefert, das Leid der Menschen sei sein eigenes Leid. Achthundert Jahre später ist dieser Regent immer noch präsent.

Irgendwann haben wir genug Bildung genossen und verlassen das Museum. Direkt nebenan liegt ein großes Einkaufszentrum. Heute ist der erste Advent und dort ist tatsächlich ein kleines Weihnachtsdorf aufgebaut. Mit Tannenbaum, Weihnachtsmann, Schlitten, Rentieren sowie begeh- und bespielbarer Schneekugel! Alles verschwenderisch illuminiert und mit Weihnachtsmusik untermalt („Walking in the winter wonderland“). Die Kinder tollen im „Schnee“, dass es nur so eine Freude ist.



Bei immer noch 29 Grad sitzen wir kurz darauf wieder draußen in unserem Lieblingsrestaurant „Khmer Grill“, unterhalten uns mit einem Paar aus Frankfurt, haben Spaß mit dem Personal und trinken Cocktails.

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Samstag, 2. Dezember 2017
Angkor, Tag 3
Neuer Tag, neue Tempel. Wie immer wecken uns Hahnenschreie. Wir scheinen tierfreundliche Nachbarn zu haben; auch die hiesige Krokodilfarm ist um die Ecke. Der allseits gerühmte Sonnenaufgang in Angkor verträgt sich leider nicht mit unserem Biorhythmus, darum starten wir wie gewohnt um 11 Uhr. Sahid ist zuverlässig wie ein Uhrwerk und bringt uns mit wehendem Haar erneut Richtung Tempel.

Das erste Ziel heißt Preah Khan, weitläufig und idyllisch. Noch bis ins 17. Jahrhundert sollen Mönche hier gelebt haben, in der Blütezeit waren es mehr als tausend plus Dienstpersonal. Kaum war die riesige Anlage verlassen, hat sie nach und nach der Dschungel verschluckt. Also bestaunen wir wieder diese fantastischen mit Mauern und Türmen verwachsenen Baumriesen. Fehlt nur noch, dass gleich die Dinos aus Jurassic Park auftauchen. Wirklich, es ist hier wie im Märchen und ich kann nur jedem raten, sich das alles in echt anzusehen, wenn es irgendwie geht.





Preah Khan ist lange nicht so überlaufen wie Ta Prohm, aber genauso schön. Wir lassen uns viel Zeit, schlendern durch die Höfe und Gänge, klettern über Steinhaufen und Mauern und genießen die Ruhe im Grünen.

Ganz anders ist unsere nächste Station: Zum Tempel Neak Pean kommt man nur über einen Steg von geschätzt zweihundert Metern, der über ein riesiges Wasserreservoir führt. Unterwegs kaufe ich eine frische Ananas, mundgerecht serviert und lecker süß. Ach, ist das alles schön!



Auch die nächsten beiden Stationen, zwei Hindutempel aus dem 10. Jahrhundert, begeistern uns. Sie laden zum Klettern ein und besonders der Blick vom Pre Rup lässt mich tiefen Frieden fühlen. Ich stelle mir die damaligen Pilger vor, wie sie in den labyrinthischen Gängen zu Füßen des Tempels anstanden und darauf warteten, hinaufsteigen zu dürfen. Wir sitzen noch eine ganze Weile dort oben und blicken auf die Steinruinen und den Dschungel. Die Steine sind so warm, es ist so still, es ist so wunderbar. Wir umarmen uns und sind einfach nur dankbar.



Als wir uns endlich von all dem hier trennen können, lassen wir uns von Sahid zum Hard Rock Café im Stadtzentrum bringen. Von dort aus finden wir unser Lieblingsrestaurant wieder und für 15 Doller essen und trinken wir uns satt. Wir unterhalten uns mit Lisa aus Australien, die vor einem Jahr nach Siem Reap übergesiedelt ist. Bis jetzt arbeitet sie ehrenamtlich als Lehrerin und lebt von Ersparnissen, will sich aber demnächst einen Job suchen. Sie liebt die Menschen hier, die Lebenshaltungskosten sind extrem niedrig und das Wetter ist klasse. Ich verstehe sie. Aber wir möchten noch mehr von der Welt sehen; dieses Unterwegssein gefällt mir enorm gut.

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