Mittwoch, 3. Januar 2018
Ein neuer Kontinent, eine neue Unterkunft, andere Steckdosen, anderes Geld, wieder Linksverkehr
Das Filmprogramm bei Singapore Airlines ist enttäuschend, das Essen kann man vergessen und die Temperatur an Bord ist deutlich zu niedrig. Aber der Flug ist ruhig und ich lese ein gutes Buch. An Schlaf ist allerdings kaum zu denken und so landen wir nach acht Stunden Flug gegen 10.30 Uhr Ortszeit (7.30 Uhr in Malaysia und Singapur, 0.30 Uhr in Deutschland) vollkommen übernächtigt in Sydney. Arnd hat in Singapur noch Zigaretten gekauft, die wir bei der Einreise verzollen müssen. Ein teurer Spaß, aber mit einem Endpreis von umgerechnet 13 Euro (!) pro Schachtel tatsächlich wohl immer noch etwas günstiger, als die Zigaretten hier zu kaufen.

Nachdem das erledigt ist, verlassen wir den Flughafen und bestellen per App ein Ubertaxi. Der nette Fahrer bringt uns binnen zwanzig Minuten zu unserer neuen Airbnb-Bleibe. Jessy wartet schon auf uns; die Wohnung gehört ihr zusammen mit ihrer Mutter. Ein Raum ist verschlossen, da hat Jessy ihre privaten Sachen untergebracht. Zwei Schlafzimmer (wir brauchen natürlich nur eins), ein Bad und das großzügige Wohnzimmer mit offener Küche und großem Balkon dürfen wir nutzen. Es ist die bisher teuerste Unterkunft auf unserer Reise und die erste, die die Vermieter auch selbst nutzen – also eine „echte“ Airbnb-Wohnung, kein reines Ferienapartment. Für die nächsten zwei Wochen gehört uns die Bleibe aber allein.

Trotzdem fühle ich mich anfangs noch ein bisschen wie ein Eindringling in die Privatsphäre eines Fremden. Eigentlich sind mir die reinen Ferienapartments ja lieber, aber ich habe in Sydney nichts Vergleichbares zu einem halbwegs akzeptablen Preis gefunden. Nun denn, die Wohnung ist schön. Ich werde sie mir vertraut machen und mich in ein paar Stunden auch hier zuhause fühlen.



Arnd ist da noch deutlich entspannter – kaum ist Jessy weg, liegt er schon im Bett und schläft tief und fest, während ich meinen Koffer und die Universalstecker auspacke, diverse Akkus auflade und mir eine Tütensuppe mache; der Vorratsschrank ist gut gefüllt und wir dürfen uns bedienen, wie schön! Dann setze ich mich auf den Balkon und genieße eher die Ruhe und die angenehme Temperatur als den kümmerlichen Ausblick auf teils betonierte, teils spärlich begrünte Flächen und ein Freiluft-Ersatzteillager. Gleich werde ich Arnd wecken und hoffentlich zu einem ersten Erkundungsspaziergang überreden.

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Dienstag, 2. Januar 2018
Es geht weiter
Wir verlassen Puteri Harbour. Nach einem gemütlichen ersten Januar packen wir heute unsere Koffer, um nach Australien weiterzureisen. Klaus bekommt seinen Schlüssel zurück und begleitet uns noch in die Tiefgarage, wo wir uns verabschieden. Wie immer werde ich ein kleines bisschen wehmütig, aber das Wetter erleichtert den Abschied. Die Sonne zeigt sich schon seit einigen Tagen nur sporadisch und auf dem Weg zum Flughafen regnet es wieder.

Wir fahren zunächst zum Flughafen Senai bei Johor Bahru; dort geben wir den Mietwagen ab. Dann gönnen wir uns ein Taxi nach Singapur. Der Fahrer ahnt noch nicht, was wir uns schon denken können. An der Grenze wird es wieder Gesprächsbedarf wegen unseres vergeblichen ersten Einreiseversuchs nach Singapur geben. Der Ausflug ins Immigrationoffice kostet uns diesmal nur eine halbe Stunde – Rekord! Unser Taxifahrer ist aber trotzdem einigermaßen genervt und setzt uns nach einer weiteren halben Stunde gegen 15 Uhr ziemlich maulfaul am Changi-Airport in Singapur ab.

Wir haben noch viel Zeit, bevor wir in unser Flugzeug nach Sydney steigen können; der Flieger startet erst um 23.15 Uhr. Das Gepäck werden wir aber schon los; es gibt einen Early-Check-In, wie schön! Die freundliche kleine Frau am Counter kümmert sich auch gleich um den Tippfehler in Arnds Australienvisum – auf weitere Einreiseschwierigkeiten können wir gut verzichten!

Schön ist es hier auf dem Flughafen Changi in Singapur; angeblich der schönste Flughafen der Welt! Riesige Hallen mit bepflanzten Wänden, glänzenden Fußböden, architektonischen Hinguckern und - das Allerschönste - aufwändigen Hello-Kitty-Inseln: Restaurants, Geschäfte, Spielzonen, alles im Hello-Kitty-Look. Darauf fahren die Leute hier richtig ab; verstehe das, wer will. Auch das Hotel Jen in Puteri Harbour verfügt über einen eigenen Hello-Kitty-Flur mit Hello-Kitty-Themenzimmern für Familien, die mit ihren Kindern den Hello-Kitty-Themenpark besuchen.



Wir interessieren uns jetzt mehr für die Airportlounges, in denen wir uns dank meiner Bank kostenlos durchfuttern können. Es gibt davon vier Stück und in jeder dürfen wir uns jeweils drei Stunden aufhalten, essen, trinken, WLAN und Steckdosen nutzen, duschen, schlafen (ja, es gibt Schlafräume!), fernsehen (Hello Kitty!), Zeitung lesen, Blog schreiben…



Wir beginnen mit „The Haven“ auf der Landseite und bekommen ein leckeres warmes Essen serviert. Zum Nachtisch nehme ich einen doppelten Espresso und einen Mini-Schokomuffin, köstlich. Schade nur, dass die Klimaanlage die Luft ein bisschen zu sehr runterkühlt - da mache ich mir doch gleich noch einen Tee.

Wenig später machen wir uns auf den Weg durch eine weitere Passkontrolle. Next stop: „Ambassador Transit Lounge“. Wärmer und stärker frequentiert. Arnd setzt sich gleich in den Massagesessel und ich hole mir ein Glas Wein. Es gibt Schlimmeres!

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Montag, 1. Januar 2018
Denn meistens kommt es anders…
Es ist gerammelt voll in Puteri Harbour. Die kleinen Bierlokale können den Andrang nicht bewältigen. Manche Gäste essen Pizza aus dem Karton (gibt es hier Pizza-Bring-Service?!) zum bestellten Bier, weil die Küche nicht hinterherkommt. Auch die Schlangen an den Imbissbuden sind elend lang. Außerdem macht die Band auf der Bühne einen Höllenlärm; die Anlage ist völlig übersteuert und auch die Stimme der Sängerin überschlägt sich – das ist Körperverletzung! Arnd und ich machen auf dem Absatz kehrt, decken uns im Convenience Store mit Bier und Chips ein und stricken unser Alternativprogramm.

Wir schnappen uns zwei Stühle aus unserem Apartment und den kleinen Bluetooth-Lautsprecher; dann nehmen wir den Fahrstuhl und fahren in die siebenundzwanzigste Etage. Es tröpfelt nur noch ein bisschen und der Nachthimmel klart auf. Wir suchen uns ein schönes trockenes Plätzchen für unsere Stühle und stoßen mit Dosenbier an. Einige Schritte entfernt haben es sich ein paar junge Leute auf dem Boden bequem gemacht. Ihr Picknick besteht aus diversen Alkoholika und Zigaretten. Arnd hat schlecht hausgehalten und schnorrt sich erstmal eine. Na, da fängt das neue Jahr morgen ja gut an – ohne Zigarette nach dem Frühstück…



Die Zeit, die Sorge. Unsere Aussichtsplattform füllt sich mit Chinesen, einige tragen schon Schlafanzüge. Es ist Mitternacht (in Deutschland übrigens erst 17 Uhr): „Happy New Year!“ Wir küssen und umarmen uns und es gibt ein halbes Feuerwerk - leider steht ein Wohnturm im Weg. So spektakulär es angekündigt wurde, so schnell ist es auch schon wieder vorbei. Nach knapp zehn Minuten ist Schluss, übrig bleiben riesige Rauchwolken.



So mancher wartet aber nicht einmal das ab, sondern verbringt den Jahreswechsel im Stau. Uns erschließt sich nicht, ob die Leute schon auf dem Heimweg oder immer noch auf Parkplatzsuche sind. Von oben betrachten wir verwundert die schon seit Stunden völlig verstopften Straßen des sonst so beschaulichen Puteri Harbour. Es dauert ewig, bis die Autoschlangen sich auflösen.

Wir sitzen noch bis nach zwei Uhr hier oben in der warmen Abendluft, versenden Neujahrsgrüße, hören Musik und ich genieße es, einfach nur zu sein.

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