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Dienstag, 21. November 2017
Touri-Pflichtprogramm
anjaontour, 15:56h
Nach einem europäischen Frühstück (!) machen wir uns einigermaßen gesundet wieder auf den Weg. Heute gibt es ein bisschen Touri-Pflichtprogramm. Das Ho-Chi-Minh-City-Museum, unsere erste Station, ähnelt einem deutschen Heimatkundemuseum aus den Siebzigern und wir fragen uns: Was wäre Saigons Museumslandschaft ohne die vielen Kriegsrelikte?
Die Franzosen haben hier einige sehr schöne Bauten hinterlassen. Wir passieren die Oper, vor der ein Brautpaar posiert. Aus unerfindlichen Gründen wählen sie jedoch als Hintergrund nicht die Oper, sondern die Straße.
Zum Besuch eines vietnamesischen Musicals werde ich Arnd wohl nicht überreden können, fürchte ich. Sein Spruch des Tages: „Mit dir bin ich so viel zu Fuß unterwegs wie in den gesamten zwanzig Jahren vorher nicht.“ Da will ich ihn nicht zu sehr strapazieren...
Aber in den Wiedervereinigungspalast müssen wir! Eine großartige Immobilie, seit 1990 Museum, 20.000 qm auf fünf Etagen: Großzügige lichtdurchflutete Räume zum Regieren, Konferieren, Speisen und Wohnen, das Mobiliar etwas zu opulent, ein kleines Kino, eine Bibliothek, ein Spielzimmer mit Billardtisch, dazu ein schicker Partyraum im Dachgeschoss (was wäre wohl passiert, wenn dieser Raum - wie vom Architekten vorgesehen - Meditationsraum geblieben wäre, in dem der Präsident zur Ruhe und zu weisen Entscheidungen für sein Volk kommen sollte?), daneben der Hubschrauberlandeplatz und ein Bunker im Keller nebst Schießstand. Ein unerwartetes Highlight ist der idyllische Innenhof mit privaten Räumlichkeiten drumherum. So schön und hier haben sie Krieg geführt; die vielen Wandkarten im Bürotrakt und im Bunker zeugen von Strategien, Entscheidungen über Leben und Tod, Verteidigung und Angriff. Das fühlt sich so unwirklich an in dieser friedlichen Umgebung, in der Menschen aus der ganzen Welt die Architektur des Palastes bewundern, Fotos machen, herumalbern und schwitzen. Eine Klimaanlage gibt es nämlich nur in vier Räumen im Untergeschoss, in denen ein Dokumentarfilm zur Geschichte des Palastes gezeigt wird. Hier überstehen wir auch glücklich den heutigen Platzregen.
Um 17 Uhr ist Feierabend im Palast. Wir werfen noch ein paar Blicke auf historische Gebäude: Rathaus, Postgebäude und die Kathedrale Notre-Dame. Letztere ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Aber wir sind jetzt auch hungrig. Hungrig und nicht experimentierfreudig. Heute essen wir bei McDonald´s, da weiß man, was man hat!
Die Franzosen haben hier einige sehr schöne Bauten hinterlassen. Wir passieren die Oper, vor der ein Brautpaar posiert. Aus unerfindlichen Gründen wählen sie jedoch als Hintergrund nicht die Oper, sondern die Straße.
Zum Besuch eines vietnamesischen Musicals werde ich Arnd wohl nicht überreden können, fürchte ich. Sein Spruch des Tages: „Mit dir bin ich so viel zu Fuß unterwegs wie in den gesamten zwanzig Jahren vorher nicht.“ Da will ich ihn nicht zu sehr strapazieren...
Aber in den Wiedervereinigungspalast müssen wir! Eine großartige Immobilie, seit 1990 Museum, 20.000 qm auf fünf Etagen: Großzügige lichtdurchflutete Räume zum Regieren, Konferieren, Speisen und Wohnen, das Mobiliar etwas zu opulent, ein kleines Kino, eine Bibliothek, ein Spielzimmer mit Billardtisch, dazu ein schicker Partyraum im Dachgeschoss (was wäre wohl passiert, wenn dieser Raum - wie vom Architekten vorgesehen - Meditationsraum geblieben wäre, in dem der Präsident zur Ruhe und zu weisen Entscheidungen für sein Volk kommen sollte?), daneben der Hubschrauberlandeplatz und ein Bunker im Keller nebst Schießstand. Ein unerwartetes Highlight ist der idyllische Innenhof mit privaten Räumlichkeiten drumherum. So schön und hier haben sie Krieg geführt; die vielen Wandkarten im Bürotrakt und im Bunker zeugen von Strategien, Entscheidungen über Leben und Tod, Verteidigung und Angriff. Das fühlt sich so unwirklich an in dieser friedlichen Umgebung, in der Menschen aus der ganzen Welt die Architektur des Palastes bewundern, Fotos machen, herumalbern und schwitzen. Eine Klimaanlage gibt es nämlich nur in vier Räumen im Untergeschoss, in denen ein Dokumentarfilm zur Geschichte des Palastes gezeigt wird. Hier überstehen wir auch glücklich den heutigen Platzregen.
Um 17 Uhr ist Feierabend im Palast. Wir werfen noch ein paar Blicke auf historische Gebäude: Rathaus, Postgebäude und die Kathedrale Notre-Dame. Letztere ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Aber wir sind jetzt auch hungrig. Hungrig und nicht experimentierfreudig. Heute essen wir bei McDonald´s, da weiß man, was man hat!
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Montag, 20. November 2017
Montezumas Rache
anjaontour, 12:23h
Mitten in der Nacht reißt es mich aus dem Schlaf und ich ahne: die nächsten Stunden werden nicht angenehm. Mein Magen rumort, mein Darm krampft und ich schaffe es gerade noch ins Bad, wo meine Entschlackungskur beginnt. Jetzt bin also ich dran - und ich hatte noch gedacht, dass mich die Rache Montezumas verschont. Völlig entkräftet lege ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder hin. Mein Kopf hämmert, die Kehle brennt, die Glieder schmerzen; trotzdem schlafe ich zum Glück wieder ein.
Am Morgen weckt mich ein Kinderchor und eine laute weibliche Stimme, die etwas zu erklären scheint. Klingt wie Schulunterricht mit Verstärker. Die nächsten Stunden verbringe ich damit zu überlegen, ob ich aufstehen kann und nicke immer wieder ein. Arnd kauft Cola und für alle, die immer darüber nachgegrübelt haben: Ja, Pepsi hilft auch. Coca Cola, Cracker und Bananen sind ausverkauft. Wir sind wohl nicht die einzigen, die gerade entschlacken.
Irgendwann schaffe ich es, mir die Zähne zu putzen. Dann schreibt mir unser Vermieter: „Today my maid will come to clean your apartment.“ Das gibt mir einen Motivationsschub, ich begebe mich unter die Dusche und ziehe mich an. Damit sind meine Kräfte aber schon wieder erschöpft. Mutter und Tochter Maid wirbeln als erstes durch unser Schlafzimmer und bedeuten mir dann, dass ich vom Sofa wieder zum Bett wechseln kann. Für den strahlenden Sonnenschein draußen habe ich keinen Blick und schlafe gleich wieder ein.
Am Morgen weckt mich ein Kinderchor und eine laute weibliche Stimme, die etwas zu erklären scheint. Klingt wie Schulunterricht mit Verstärker. Die nächsten Stunden verbringe ich damit zu überlegen, ob ich aufstehen kann und nicke immer wieder ein. Arnd kauft Cola und für alle, die immer darüber nachgegrübelt haben: Ja, Pepsi hilft auch. Coca Cola, Cracker und Bananen sind ausverkauft. Wir sind wohl nicht die einzigen, die gerade entschlacken.
Irgendwann schaffe ich es, mir die Zähne zu putzen. Dann schreibt mir unser Vermieter: „Today my maid will come to clean your apartment.“ Das gibt mir einen Motivationsschub, ich begebe mich unter die Dusche und ziehe mich an. Damit sind meine Kräfte aber schon wieder erschöpft. Mutter und Tochter Maid wirbeln als erstes durch unser Schlafzimmer und bedeuten mir dann, dass ich vom Sofa wieder zum Bett wechseln kann. Für den strahlenden Sonnenschein draußen habe ich keinen Blick und schlafe gleich wieder ein.
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Sonntag, 19. November 2017
Es regnet: Zeit für´s Museum
anjaontour, 10:43h
Es ist kühl geworden (okay, immer noch 26 Grad) und regnet Bindfäden. Arnd ist zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, nimmt aber wieder feste Nahrung zu sich. Also beschließen wir, uns nun endlich das Ho-Chi-Minh-Museum anzusehen. Es liegt nur 500 m entfernt von unserem Apartment, so dass wir uns wie immer zu Fuß auf den Weg machen. Erstaunlich: Es gibt kaum Verkehr. Liegt es am Wetter oder daran, dass heute Sonntag ist?
Der Ticketschalter direkt neben dem Souveniershop mutet kommunistisch an und der Eintrittspreis ist es auch: 10.000 Dong pro Person, das sind 37 Cent. Das Museum ist eine staatliche Einrichtung und das sieht man. Die Ausstattung ist einfach, die Ausstellungsstücke bestehen aus alten Fotos, ein paar Modellen und einigen persönlichen Dingen.
Aber das passt zu Ho Chi Minh, der wohl ein sehr bescheidener und gebildeter Mensch war. Er lebte dreißig Jahre lang im Ausland, sprach sechs fremde Sprachen (englisch, französisch, deutsch, chinesisch, italienisch und russisch) und sein Herzensanliegen und große Triebfeder war immer die Liebe zu seinem Land, dessen Einheit, Freiheit und Unabhängigkeit er sein Leben lang erreichen wollte. Inspiriert hat ihn unter anderem die französische Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung.
Ich verstehe gut, dass die Menschen ihn bis heute lieben und verehren. Als ich (natürlich) barfuß den Raum betrete, in dem Ho Chi Minh als überlebensgroßer Statue gehuldigt wird, fühle ich mich willkommen, angenommen, ja, warm begrüßt. Als würde „Onkel Ho“ sagen: „Hallo, guten Tag, schön, dich zu sehen. Ich freue mich, dass du mich besuchst.“ Die Räucherstäbchen duften, ein kleiner Junge hilft seinem Papa dabei, zwei weitere anzuzünden und läuft dann fröhlich hin und her. Es ist schön hier.
Wieder im Apartment, sehen Arnd und ich uns online eine Reportage über den Vietnamkrieg an. Auch ein grausames Kapitel der Geschichte, aus dem man viel lernen kann, wenn man denn will. Unfassbar, was Menschen anderen Menschen antun und welche Gründe sie dafür haben.
Anschließend brät Arnd uns Frühlingsrollen, die wir zwar essen, aber bestimmt nicht wieder kaufen werden. Dann doch lieber Garküche (ich) oder McDonald´s (Arnd).
Der Ticketschalter direkt neben dem Souveniershop mutet kommunistisch an und der Eintrittspreis ist es auch: 10.000 Dong pro Person, das sind 37 Cent. Das Museum ist eine staatliche Einrichtung und das sieht man. Die Ausstattung ist einfach, die Ausstellungsstücke bestehen aus alten Fotos, ein paar Modellen und einigen persönlichen Dingen.
Aber das passt zu Ho Chi Minh, der wohl ein sehr bescheidener und gebildeter Mensch war. Er lebte dreißig Jahre lang im Ausland, sprach sechs fremde Sprachen (englisch, französisch, deutsch, chinesisch, italienisch und russisch) und sein Herzensanliegen und große Triebfeder war immer die Liebe zu seinem Land, dessen Einheit, Freiheit und Unabhängigkeit er sein Leben lang erreichen wollte. Inspiriert hat ihn unter anderem die französische Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung.
Ich verstehe gut, dass die Menschen ihn bis heute lieben und verehren. Als ich (natürlich) barfuß den Raum betrete, in dem Ho Chi Minh als überlebensgroßer Statue gehuldigt wird, fühle ich mich willkommen, angenommen, ja, warm begrüßt. Als würde „Onkel Ho“ sagen: „Hallo, guten Tag, schön, dich zu sehen. Ich freue mich, dass du mich besuchst.“ Die Räucherstäbchen duften, ein kleiner Junge hilft seinem Papa dabei, zwei weitere anzuzünden und läuft dann fröhlich hin und her. Es ist schön hier.
Wieder im Apartment, sehen Arnd und ich uns online eine Reportage über den Vietnamkrieg an. Auch ein grausames Kapitel der Geschichte, aus dem man viel lernen kann, wenn man denn will. Unfassbar, was Menschen anderen Menschen antun und welche Gründe sie dafür haben.
Anschließend brät Arnd uns Frühlingsrollen, die wir zwar essen, aber bestimmt nicht wieder kaufen werden. Dann doch lieber Garküche (ich) oder McDonald´s (Arnd).
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